Mittwoch, 28. September 2011

Blasensprung ohne Wehen

Es ist immer ein bisschen stressig wenn die Fruchtblase sich öffnet aber die Wehen auf sich warten lassen. Ich würde behaupten, dass mindestens 80 % aller Fälle mit Kaiserschnitt enden. Die Erwartung steigt ins extreme, zeigt doch der Blasensprung, dass sich das Baby auf den Weg macht. Diese Erwartung diese Spannung von allen Beteiligten, kann ein Hindernis für die Wehen werden.

Geburt ist Hingabe und mit Druck können keine Wehen entstehen. Da in den Spitälern ein Schema - dass innerhalb von 24 h nach Blasensprung das Baby geboren sein muss - vorhanden ist, ist es sehr schwierig, sich vom Druck frei zu machen. Dies ist mit Prüfungsängsten vergleichbar. Auch da ist eine enorme Erwartung die erfüllt werden muss.

Oft läuft es folgendermassen ab:
Die Frau erwacht mitten in der Nacht weil sie Wasser (Fruchtwasser) verliert. Sofort wird der Spital informiert und die werdenden Eltern werden aufgefordert zu kommen. Es wird der Herz/Wehenschreiber angeschlossen, Blutentnahmen gemacht und dann bekommt die "Gebärende" ein Zimmer zugewiesen. Oft ist dieses Zimmer in der Nähe der Gebärabteilung oder in der Gebärabteilung selbst. Die Geräuschkulisse der anderen Gebärenden tragen nicht zur Beruhigung bei. Es ist verständlich wenn sich der Körper schliesst anstelle dass er sich öffnet. Unter diesen Umständen ist an Schlaf nicht zu denken.

Am anderen Morgen fühlt sich die Frau erschlagen, erschöpft und trotzdem werden ihr Wehenmittel angehängt, da das Baby in den nächsten mittlerweile achtzehn Stunden auf die Welt kommen sollte. Es folgen wieder Blutentnahmen die die Entzündungsparameter aufzeigen sollen. Oft läuft nun der ganze Tag dieses Wehenmittel wie Zuckerwasser in die Venen rein und die Frau spürt ausser einem bisschen Ziehen kaum etwas. (Der Körper ist unter diesen Umständen nicht bereit zu gebären) - von einigen Tieren weiss man, dass sie unter Bedrohung die Geburt und zum Teil sogar die Schwangerschaft aufhalten können und erst in ruhigeren Zeiten diesen Ablauf wieder zulassen.

Oft folgt eine weitere unruhige Nacht im Spital nach diesem Tag in gespannter Erwartung. Am nächsten Tag folgt wiederum das selbe Prozedere. Am späten Nachmittag wird dann mit dem rettenden Kaiserschnitt die Erlösung folgen.

Fortsetzung folgt

Dienstag, 13. September 2011

Lichttherapie

Gerade habe ich eine besondere Erfahrung gemacht mit einer Lichttherapie. Mir hilft es besser zu entspannen. Da es schwierig ist zu erklären, hier der Link: www.gesund-im-licht.at/

Mittwoch, 7. September 2011

Geplanter Kaiserschnitt aus der Sicht des Babys

Das Baby spürt im Vorfeld die Spannung der Mutter: Ihre Nervosität, ihre Unruhe. Oft ist die Mama dadurch nicht mehr präsent beim Baby. In dieser unruhigen Zeit wäre es aber sehr wichtig, auch mit dem Baby in Kontakt zu treten mit ihm zu sprechen und zu erklären, was bald geschehen wird.

Für den Tag des Eingriffes muss die Mama nüchtern sein. Aus Erfahrungen bei Ultraschall-Test reagiert das Baby oft auf wenig essen der Mutter, mit einem verminderten Herzschlag. Dies könnte vor dem Kaiserschnitt auch möglich sein.

Die Mutter bekommt in kurzer Zeit einige Infusionen damit der Blutdruck stabil bleibt wenn die Anästhesie wirkt. Dadurch sinkt die Körpertemperatur ein bisschen, was wiederum das Baby zu spüren bekommt.

Die Anästhesie (Spinal-Anästhesie) die bei der Mama die Wirkung hat, dass sie die Beine nicht mehr spürt und bewegen kann, löst im Umfeld des Babys eine extremer Tonus-Schwäche aus. Das heisst, dass die Bauchdecke sich weicher anfühlt. Vielleicht ähnlich wie in einem toten Körper. Meistens denkt die Mama die jetzt von Aerzten (Anesthesie und auch den Gynäkologen) umringt ist und dies der Moment kurz vor dem Schnitt ist, nicht an das Baby.  Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass in diesem Moment die Aerzte in der Präsenz beim Baby sind. Vielmehr sind sie mit dem Eingriff selber beschäftigt.

Als Hebamme ist man in diesem Moment auch im Operationssaal anwesend. Wir haben die Aufgabe, das Baby mit einem warmen sterilen Tuch von den Operateuren in Empfang zu nehmen.

Dem Baby im Bauch könnte in diesem Moment geholfen werden, durch die Präsenz der Mama oder dem Vater der oft während der Operation neben der Mutter sitzt. Ich sage den Eltern, dass sie dem Baby zukommen lassen sollen, in diesem Moment auf die Herztöne und die Atmung zu hören, damit es weiss, dass alles in Ordnung ist.

Vom Schnitt bis zur Geburt des Babys geht es sehr sehr schnell. Manche Operateure brauchen nur einige Minuten.

Für das Baby passiert innert kurzer Zeit folgendes:
- es gibt einen Druckabfall wenn die Fruchtblase angestochen wird
- das umgebende Wasser schwemmt fort
- Hände greiffen von Unten nach ihm
- es wird von Aussen nach unten gedrückt und es wird an ihm gezerrt

Oft ist ein Löffel (Teil der Zange) nötig, um dem Baby den Ausstieg durch die schmale Oeffnung zu ermöglichen.

Dann landet es im warmen Tuch, die Hebamme nimmt es in Empfang und bringt es meist gleich zum Kinderarzt der oft im gleichen Raum oder im angrenzenden Raum anwesend ist. Es erfolgen die gewohnten Tests nach der Geburt, es wird von allen Seiten angeschaut, wird abgesaugt, getrocknet und einige Reflexe werden getestet. Geht es dem Baby gut, kann es zur Mama in den Operationssaal gebracht werden. Die wird nun aber zugenäht und sollte eher ruhig sein und nicht zu aufgeregt damit die Aerzte nicht gestört werden in der (vielleicht) anspruchvollsten Phase der Geburt um eine schöne Naht machen zu können.

Nun wäre die Präsenz des Vaters am meisten gefragt der beim Baby (und seiner Frau?) sitzen könnte und Ruhe und Sicherheit geben kann. Oft wird der Papa ins Geburtszimmer gebracht wo er und das Neugeborene auf die Mama warten die noch im OP versorgt wird.

All dies erzähle ich auch im Vorfeld den werdenden Eltern und dem Baby im Bauch. Sicher ist dies nicht nur für sie sondern auch für das Baby eine Vorbereitung. Selbst wenn die gewünschte Präsenz unter der Geburt nicht da sein kann, genügt ein kleiner Moment, ein kleiner Gedanke, den das Baby empfangen kann für seinen "künstlichen" Weg aus dem Körper der Mama.

Dienstag, 6. September 2011

Saughütchen

Wenn nach ein paar Tagen die Brustwarzen wund, blutig und schmerzhaft sind, verstehe ich es, dass das Stillen unmöglich wird. Oft wird in den Spitälern dann ein Tag mit Pumpen ohne Ansetzen verbracht. Am nächsten Tag sollte alles wieder funktionieren. Leider ist die Anspannung oft so gross, die Wundheilung verlangsamt, dass der Schmerz nicht überwunden werden kann.

In diesem Fall gibt es Saughütchen. Das sind kleine Silikonhütchen die über die Brustwarzen gestülpt werden. Somit wird die empfindliche Haut abgedeckt, geschont und das Baby kann trotzdem am Busen saugen. Diese Stillhütchen gibt es in verschiedenen Grösses. Wobei nur L die richtige Grösse ist. Die kleineren sind so klein, dass ein Baby nur einen sehr sehr kleinen Mund haben sollte und die Frau einen Busen wo die Milchdrüsen ganz vorne sind. Sollte es solche Frauen geben, wäre ein Stillhütchen wohl kaum vonnöten, weil dann das Saugen problemlos erfolgen kann.

Stillhütchen sind auch sehr hilfreich bei Flachwarzen, bei Hohlwarzen und wenn die Milchsehen sehr tief in der Brust liegen, was oft mit einem kleinen Nippel zusammenhängt. Die Grösse der Brustwarze ist ersichtlich, wenn das Baby an der Brust saugt oder nach dem Anpumpen. Dann erkennt man die Grösse der ausgestülpten Brustwarze. Die ist dann oft bis zu zwei Zentimeter breit. Das Baby muss aber mehr als das in den Mund nehmen, auch das Gewebe rundum; mit dem sollte es ein Vacuum bilden.

Leider leider sind diese Saughütchen im Spital nicht gerne gesehen weil das eine Stillhilfe ist, die nicht anerkannt ist. Auch weil "Laien" glauben, die Frauen und Babys würden davon abhängig werden. Nun, ich gebe gerne diese Hütchen ab wenn ich sehe, dass die Frauen leiden, wenn der Druck: vorpumpen, damit die Brustwarzen schön draussen sind, das Baby an der Brust trinken lassen und danach noch nachschöppeln, zu gross und zeitaufwendig wird. In diesem Fall - und es gibt viele solcher Fälle - verkürze ich dieses Prozedere mit dem genannten Hütchen. Die Frauen fallen mir dann um den Hals und sind überglücklich über die eingesparte Zeit und ein Stillen, das sie wieder geniessen können und nicht nur mit Schmerz verbunden ist.

Erst nach ein bis zwei Wochen, wenn die Brustwarze ganz ausgeheilt ist, empfehle ich einmal im Tag ohne Hütchen zu stillen. Steigend kann dann täglich einmal mehr darauf verzichtet werden.

Eigentlich sollte bereits von Anfang an, ein langsames angewöhnen zwischen Brustwarze und Baby stattfinden. Schade, dass vor der Milchbildung bereits blutige Warzen entstehen.