Samstag, 26. Dezember 2009

Hilfe

Manchmal wäre es notwendig, einer Familie unter die Arme zu greifen. Tatkräftig und Soforthilfe zu leisten. Das Leben spielt manchmal verrückter wie in einem Film.

Wenn die Mutter krank wird,
ein oder mehrere Kinder krank werden
bei einem Todesfall
eine Frau vom Partner in dieser Zeit verlassen wird
bei einer sehr jungen Mutter
nach schlaflosen Nächten
die Frau mit Baby alleine ist (Partner beruflich beansprucht)
keine Grosseltern in der Nähe wohnen
nach einer Geburt wo das Baby krank ist oder Spitalpflege braucht
bei Ueberforderung
bei Depressionen
usw.


Leider gibt es keine Institution bei der 24 Stunden das Telefon bedient wird. Keine Hilfen die sofort verfügbar sind. Kein Familienhotel das sofort eine Frau mit Baby aufnehmen kann. Niemand der mit seinem Wissen unter die Arme greifen kann.

So würde ich mir wünschen, es gäbe einen "Tigeresse"-Club. Das wäre ein exklusiver Club. Ein Ort für Frauen mit ihrem Wissen, das für andere Frauen jederzeit offen steht. Frauen in der Wirtschaft, in sozialen Berufen, Handwerkerinnen (Hausfrauen) machen da mit, ein Grossmami, eine Buchhalterin, eine Mutter, eine Managerin, eine Zuhörerin, eine Babysitterin, ein junges Mädchen, eine tatkräftige Frau. Alles Frauen mit dem Motto: Frau-für-Frau.

Dieser Club würde auch von verschiedenen Organisationen finanziell unterstützt. So dass die Frauen die diese Hilfe beanspruchen, diese kostengünstig oder kostenlos erhalten würden.
Oder einfach ein anderes Mal mit ihrem Wissen/Fähigkeiten bei einer anderen Frau helfen würden.


Peace

Eigentlich müsste jede Mutter, wenn sie eine Andere trifft, ein "Zeichen" machen, z.B. das Victory-Zeichen. So wie die Töffler, wenn sie sich begegnen.

Wir Mütter anerkennen bei anderen Müttern die Leistung die sie vollbringen. Wir zeigen einander Solidarität. Loben uns gegenseitig für die hübschen, wohlerzogenen und temperamentvollen Kinder. Sind sensibel aufeinander, haben Verständnis bei Müdigkeiten und schlechter Laune. Sehen, wenn eine andere Mutter mal schicker angezogen ist und machen ihr Komplimente.

Wiederum bekommen wir Komplimente und trotz schlaflosen Nächten zaubert so ein Kompliment ein Lächeln auf unser Gesicht. Wir unterstützen uns in der Erziehung und bei Partnerschaftsproblemen. Wir sind immer bescheiden und trotzdem stark.

Wir sind MUETTER und dürfen stolz sein.

Dienstag, 22. Dezember 2009

Tagebuch einer Hebamme

Wenn ich an einem Tag mehrere Frauen (Familien) besuche, jede in einer anderen Wohnung mit einem anderen Schicksal mit anderen Problemen, habe ich am Abend das Gefühl mehrere Tage durchlebt zu haben. Jeder Hausbesuch hat eine andere Geschichte ein anderes Leben.

Auch bei den Geburten ist das so. Die Geburt eines Kindes ist etwas spezielles etwas einzigartiges und Zeuge zu sein vom Lebensanfang ist so immens, so grossartig, so platzeinnehmend im Erleben. Da läuft für einen Moment die Zeit in Zeitlupe.... ein Moment der im Leben nie vergessen wird.

Nun ist das aber ein Beruf, etwas das tagtäglich abläuft etwas ganz normales. Für mich ist das nie normal und auch wenn es eine Zeitlang täglich abgelaufen ist, war es immer etwas Besonderes. Ich verstehe die alten Hebammen, die nach jeder Geburt gegessen haben um die Energie die da bei der Geburt ablief, wieder aufzutanken. Das musste ich auch als Hebammenschülerin erleben: als ich ins Brot biss und auf die Uhr geschaut habe, habe ich bemerkt, dass ich vor einer Stunde schon hier gesessen bin und in ein anderes Stück Brot gebissen hatte.

Ich musste lernen, Energie laufen zu lassen, ohne mich hinreissen zu lassen. Den Moment zu spüren, das Besondere zu erleben und mich dann auch in meinem normalen unspektakulären Leben wieder zurechtzufinden. Die Geburt der Anfang eines neuen Lebens. Aber bei mir bleibt alles beim Alten.

Montag, 21. Dezember 2009

Das Becken - das Nestchen

Oft vergleiche ich den Schoss der Frau, mit dem Nest das die Vögel bauen. Sie suchen sich eine stabile bewegliche Astgabel aus. Wenn ein starker Wind bläst, bewegt sich das ganze Nestchen mit den Wind, ohne dass etwas herunterfällt.

Genau so, sollte sich auch das Becken der Frau verhalten, wenn sie das Baby in sich trägt. So wird das Baby immer schön geschaukelt. Schaukelt nur die Hälfte, weil auf der anderen Seite eine Spannung ist, bleibt das Baby auf der beweglichen Seite. Auch unter der Geburt ist ein unbewegliches Becken ein Hindernis.

Das Becken ist keine Betonröhre es ist leicht beweglich und kann sich ein kleines bisschen ausdehnen. Auch das Baby kann sich dem Durchgang etwas anpassen. (Deshalb halte ich von den Beckenmessungen nicht viel). Das ist für mich ein Grund, die Frauen mit Rückenschmerzen ernst zu nehmen und Abhilfe zu verschaffen.

Samstag, 19. Dezember 2009

Beckenboden

Der Beckenboden ist heutzutage in aller Munde. Im Yoga, im Pilates, in der Gymnastik, beim Tanzen, bei Aerobic spricht man vom Anspannen des Beckenbodens. Anspannen heisst aber nicht nur schliessen. Mit dieser Körperregion können verschiedene Bewegungen gemacht werden. Diese Muskelschicht ist die Platte die die unteren Körperorgane hält. Diese Platte ist mit dem ganzen Knochengerüst verbunden. Sie besteht nicht nur aus einer Schicht sondern ist vielschichtig vernetzt mit dem Rest des Beckens. So dass beim Beugen und Strecken auch immer diese Körperregion mitspielt. Stehe ich gerade, ist eine Spannung auf dem Beckenboden, lasse ich mich hängen (Schultern, Rücken) hängt auch die Platte durch. Die Frauen können Vaginal nach oben ziehen und schliessen. Ein Mann kann seinen Penis anheben. Zu viel, dauerhafte Spannung führt aber zu Unbeweglichkeit und schlechter Durchblutung: bei Frauen zu Schweregefühl, Inkontinenz; und bei Männern zu vorzeitigem Samenerguss, Errektions-Beschwerden.

In der Vagina spürt eine Frau fast nichts, hat sie aber einen starken Beckenboden, ist die Empfindung sehr stark.

Viele Frauen lernen diese Körperregion erst nach der Geburt kennen. In der Rückbildung oder dem Akt der Geburt. So ist eine vaginale Geburt nicht eigentlich Beckenboden-Schädigend, sondern empfingungsverstärkend.

Freitag, 18. Dezember 2009

Geburtsnarben

Als Hebamme habe ich das Privileg sehr nah, sehr intim Kontakt zu Frauen/Paaren zu haben. Es werden Themen besprochen, die man vielleicht nicht oft mit jemandem Aussenstehendes bespricht. So erfahre ich, wie es den Frauen nach der Geburt mit der Sexualität geht, sie sprechen mit mir über ihre Damm-Naht und ich schaue mir deren Narben an. Manchmal gibt es Frauen die auch Monate (Jahre) nach der Geburt immer noch Mühe haben mit diesen Narben.
Es hilft ihnen bereits, dass ich sie damit ernst nehme.

Einigen Frauen kann ich Mut machen, damit die Naht nochmals chirurgisch korrigiert wird so dass sie keine Schmerzen mehr haben beim Geschlechtsverkehr oder beim Sitzen.

Es gibt aber auch Fälle (sehr wenige) wo trotzdem immer noch ein Makel bleibt. Haben sie einen liebenden verständnisvollen Partner und ein erfülltes Sexualleben empfinden sie den Makel nicht so stark. Bei manchen Frauen bleibt aber ein Gefühl der Scham, des nicht mehr Vollständig-Seins zurück. Vielleicht hilft es wenn ich erzähle:

Manchmal ist der Scheideneingang nicht mehr zentriert. Es gibt Frauen die sich schämen, weil ihre Schamlippenform (nicht Geburtsbedingt) nicht der Norm entsprechen. Es gibt ganz wüste Narben, die keine Beschwerden machen. Es gibt schöne fast unsichtbare Narben mit extremen Schmerzen. Es gibt Frauen, die immer ein bisschen Nachhelfen müssen, damit der Darm richtig entleert wird (sonst haben sie Schmierstuhl in der Unterwäsche). Frauen die ein Lebenlang auf die Ernährung achten müssen, weil der Afterschliessmuskel nicht mehr gut schliesst. Es gibt Frauen (auch ohne Geboren zu haben) die immer ein bisschen Harn verlieren (und das nicht tragisch nehmen). Es gibt Frauen mit kurzen Vaginas und mit langen, mit weiten und mit engen solche mit starkem Tonus und solche mit schwachem.

Es gibt aber auch Männer mit unterschiedlichen Penisen. Solchen die schräg hängen, die eine kleine Vorhaut haben, die mit langer Vorhaut, ohne Vorhaut. Mit dicken, dünnen, langen, kurzen Penis.

Also es gibt nichts vollkommenes, oder kurz: Alles ist vollkommen.


Das Paar - Die Veränderung

Die Familie der jungen Eltern liegt mir wirklich sehr sehr am Herzen. Ich finde es eine enorme Kunst, für ein Paar ein Baby beim Grosswerden zu begleiten und zusätzlich die Beziehung aufrecht zu erhalten. Es gibt so viele kleine und grosse Sachen die entschieden werden müssen. Es gibt Paare die alle Entscheidungen zusammen fällen und es gibt Paare bei denen nur ein Elternteil entscheidet. Aber alle Entscheidungen müssen von beiden getragen werden. Die Arbeit der Eltern als Eltern und als Paar ist also enorm. Nicht nur äusserlich verändert sich die Frau auch innerlich gibt es Aenderungen. Es ist bestimmt ein Privileg der Frau, wenn sie nach der Geburt des Babys eine Auszeit hat und sie Muse und Zeit hat ihren Gefühlen zu vertrauen. Diese Zeit finde ich wichtig und es schmerzt mich immer, wenn in diesen Monaten bereits zukunftsweisende Entscheidungen getroffen werden müssen. Diese Mamis werden im Zusammensein mit dem Baby, dem von Tag zu Tag leben, herausgerissen und müssen bereits Pläne entwerfen: wie lange Stillen, wann Abstillen, Eingewöhnungszeit in die Krippe etc.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Erste Zeit daheim

Es gibt manchmal Situationen da hätte ich gerne mehr Hände, mehr Zeit. Am Liebesten hätte ich gerne noch ein Double. Zum Beispiel wenn ich bei einer Wöchnerin bin wo alles drunter und drüber läuft weil neben der Geburt auch noch ein Notfall in der Familie aufgetreten ist. Wo kriegt die Familie so schnell Hilfe? Einmal habe ich von daheim aus während einer Stunde rumtelefoniert: Mütterhilfe, Nachbarschaftshilfe und sonstige soziale Organisationen. Ohne Soforthilfe, da Telefonzeiten anders sind, Abklärungen gemacht werden müssen, etc. Aber was wenn die Mama mit 40 ° und Brustentzündung im Bett liegt und das ältere Kind auch krank ist, der Papa geschäftlich im Ausland weilt oder gehen muss und es keine Grosseltern gibt? Es wäre toll, wenn es einfach ein Nottelefon gäbe für solche Fälle. So wie beim Sanitätsgeschäft oder dem Elektriker. Leider ist es so wenn schon sehr früh nach der Geburt Komplikationen auftreten und Mama und Baby nicht zur Ruhe kommen, viel schneller wieder Komplikationen auftreten. Deshalb sollte viel mehr Sorgfalt in die Erste Zeit nach der Geburt investiert werden.

Montag, 14. Dezember 2009

Wert der Hebamme

Vor drei Jahren wurde uns Hebammen im Kanton Zürich, die Taxpunktwerte um 5 Rappen gekürzt. Das hat zur Folge, dass ich heute weniger verdiene als vor 10 Jahren als ich als freischaffende Hebamme angefangen habe. Ich liebe meine Arbeit und auch die Besuche bei den Frauen mache ich sehr gerne. Ich muss aber auch Geld verdienen. Ich fühle mich nicht anerkannt durch den kleineren Verdienst. Wir können nur pro Besuch abrechnen und nicht pro Zeit die wir bei einer Wöchnerin sind. Jeder Handwerker verdient für einen Hausbesuch mehr wie wir. Natürlich ist es wichtig, dass die Elektrizität im Haus läuft. Aber ich finde es auch enorm wichtig, wenn die Familie Unterstützung hat. Die kleinen Unsicherheiten können zu grossen werden, wenn nicht jemand den Frischlings-Eltern auf die Schultern klopft und ihnen beruhigt sagt, dass alles in Ordnung ist.

Sonntag, 13. Dezember 2009

Die Entwicklung

Ein Kind bewirkt viele kleine Aenderungen, das sehe ich bei meinen Hausbesuchen. Beim 1. Besuch und 1. Kind, ist oft eine grosse Unsicherheit da. Die sich aber beim 2. Besuch bereits ein bisschen gelegt hat. Wenn die Frau die Sicherheit erlangt hat, ist es möglich, dass der Mann verunsichert ist. Es ist schon eine grosse Verantwortung so ein kleines Wesen in die Welt zu begleiten. Plötzlich werden sie sich bewusst, dass sie jetzt für immer da sein müssen (dürfen) für den neuen Erdenbürger. Plötzlich hat alles seine Konsequenzen. Die Veränderung der Frau ist bereits mit der Schwangerschaft geschehen. Die Liebe zum Kind wächst von Tag zu Tag.

Besuche ich die Familie beim 2. Kind, sieht die Wohnung bereits nicht mehr so durchgestylt aus. Das Paar entschuldigt sich nicht mehr, weil noch nicht abgewaschen ist, oder die Tasche vom Spital noch nicht ausgepackt ist. Nun gehören so kleine Unperfektheiten zum Alltag. Es liegen Spielzeuge, Schoppen vom älteren Kind herum und oft ist die Wohnung ein bisschen in einer Uebergangsphase wo die gefährlichen Sachen höher sind. Das Kinderzimmer ist in die Stube gewandert.

Wenn ich dann die Mutter ab und zu im Quartier sehe ist sie nicht mehr im schicken Deux-Piece gekleidet, sie trägt bequeme spielplatztaugliche Schuhe, die Frisur sitzt nicht mehr so korrekt aber das Lachen ist breiter geworden.

Vergeht noch etwas Zeit... ist die Mutter wieder chic, die Kinder grösser und die Mütter erkennen mich, aber ich sie nicht mehr, weil sie dünner und modischer geworden sind.

Die Männer haben sich aber vom Aussehen nicht verändert.

Es braucht viel Geduld das alles durchzustehen. Aber was sind schon zwei drei Jahre im Vergleich zu einem ganzen Leben. Die Kleinen werden so schnell gross und selbstständig. Das Einschlüpfen in eine nicht ganz perfekte Rolle lohnt sich.

Samstag, 12. Dezember 2009

Geborgenheit ist Wichtig

Eine von diesen drei Frauen musste nun wieder in den Spital mit einer immer wiederkehrenden Brustentzündung. Ich bin fast sicher, dass nur ein bisschen mehr Geborgenheit und nicht das aus dem Nest treiben, genügt hätten und es wäre gar nicht zu Komplikationen gekommen.

Gestern ist ein Brief von einer Krankenkasse gekommen: Das Dossier einer Wöchnerin wird an den Vertrauensarzt weitergeleitet, weil die Frau über den 10. Tag den Hebammenbesuch beansprucht hat. Trotz Arztzeugnis wurde dies veranlasst. Dabei musste diese Frau wegen Komplikationen (kleine) nach PDA länger im Spital bleiben. Da sie im Spital nicht aufstehen konnte wegen Kopfschmerzen und Schwindel, konnte sie natürlich auch nicht genügend auf die Zeit daheim vorbereitet werden... und nun dieses ganze Verfahren. Wieviel Geld wird das wohl kosten all diese Informationen einzuholen? Dabei geht es nicht um die Tage die die Frau länger im Spital war, sondern um die Hausbesuche durch die Hebamme!!!

Freitag, 11. Dezember 2009

Der 3. Tag nach der Geburt!!

Ich habe diese Woche drei Frauen betreut, die bereits am 3. und 4. Tag nach der Geburt entlassen worden sind. Der 3. Tag ist der schlimmste Tag überhaupt. Da ist die Psyche der Frau auf dem Nullpunkt (der Babyblues-Tag). Die Brüste sind geschwollen und prall. Das Baby hat Schwierigkeiten die Brust zu fassen. Ich finde es so extrem schlimm. Genau das was für ein Mami und Baby am Wichtigsten ist, das Nestli, müssen diese ausgerechnet an dem Tag verlassen, wo sie es am Dringensten brauchen würden. Ab 2011 sollen alle Frauen zu diesem Zeitpunkt aus dem Spital entlassen werden......

Ich finde, dann lieber ambulant gebären, als aus dem Nestchen vertrieben werden. Probleme sind sonst programiert.