Posts mit dem Label Wochenbett-Betreuung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Wochenbett-Betreuung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, 14. Juni 2011

Zeit

... das nehme ich mir, wenn ich einen Hausbesuch mache. Wir Hebammen werden pro Besuch bezahlt und nicht pro Zeit die wir brauchen. Manchmal genügt eine Stunde nicht, da wir aber seit Jahrzehnten keine Lohnerhöhung - in Zürich sogar eine Kürzung der Taxpunkte - bekommen haben, ist die Versuchungung da, die Hausbesuche zu kürzen.

Aber das bringe ich nicht übers Herz. Meistens dauert so ein Besuch eine Stunde, da rechne ich noch eine halbe Stunde Hin- und Rückfahrt. Es braucht Zeit bei einem Paar anzukommen, vielleicht ist die Mama gerade am Stillen. Dieser Prozess darf nicht unterbrochen werden damit ich Bauch und Busen anschauen kann. Klar kann ich auch in dieser Zeit Fragen beantworten. Oft hilft es auch einfach zuzuschauen: die Mutter und das Baby zu loben, wie gut sie das schon hinkriegen, den Ansetz-Winkel zu korrigieren und die Lippen des Babys zu richten. Wenn ich gut hinhöre, kann ich den Milchfluss erahnen und so die Stilldauer festlegen helfen.

Manchmal ist es auch wichtig, dass die Mama zuerst etwas essen kann. Endlich hält jemand den schreienden Säugling und so kommt die Mama erst jetzt zur Ruhe um Essen zu können. Ohne Zeitdruck kommen Gespräche zu Stande die niemals unter Druck entstehen würden. Ist es normal wenn .... , darf das Baby... , mein Mann und ich ..... , wie gehe ich mit dem älteren Kind... , ab wann dürfen wir wieder .... ? All diese Fragen plätschern während der Besuchszeit dahin, so verlieren sie Wichtigkeit und die Antworten vermitteln Sicherheit. Mein Besuch ist nicht ein Abhacken von einem Müssen sondern ein Willkommen. Ich möchte gerne weiter so arbeiten dürfen und trotzdem genügend Geld verdienen. Ich finde, das sollte für mich die Paare und die Babys weiterhin möglich sein können.