Montag, 12. Januar 2015

Wenn das Stillen nicht klappt

Leider leider kommt es manchmal vor, dass es mit dem Stillen nicht klappt. Das kann sehr frustrierend oder traurig für die Mutter sein. Es gibt Frauen, die das sehr persönlich nehmen und sich als Versagerinnen fühlen. Manche behaupten, dass jede Frau stillen kann und durch diese Aussage ist eine Enttäuschung programmiert.

Die meisten Frauen müssen Hindernisse überwinden, bis es zum Klappen kommt. Anfangs sind es die empfindlichen Brustwarzen, manchmal die blutenden und schmerzhaften Brustwarzen die im Weg stehen. Manchmal ist die Brust zu hart so dass es ein Fassen fast unmöglich ist. Manchmal liegt es an der Form der Brustwarzen die wegschlupfen, sobald der Säugling danach schnappt. Das Handling ist auch nicht ohne; das Köpfchen so halten, dass es im richtigen Winkel zur Brust liegt im richtigen Moment, wenn das Baby den Mund öffnet, zur Brust führen ohne dass die Finger im Weg sind. Das muss zuerst geübt werden.

Aber auch wenn das alles klappt, kann auch noch das Baby Barrieren in den Weg legen. Manche Babys reagieren auf Berührung sehr empfindsam, so dass sie den Mund öffnen wenn sie nicht bei der Brust sind und in der Nähe der Brust ist der Mund wieder zu. Da ist es hilfreich das Köpfchen mit einem Tuch zu halten und nicht mit den Fingern, damit die Reize nicht zu stark sind. Es gibt auch Babys die einen zu kleinen Mund haben um an das Depot der Milch zu gelangen. Manche sind zu schwach und müssen zuerst aufgepäppelt werden damit sie genügend Kraft entwickeln um richtig Saugen zu können. Manche Babys schieben ihre Zunge zu wenig nach vorne so dass man ihnen auf die Lippen etwas Milch tröpfelt damit sie gezwungen werden diese mit der Zunge aufzufangen. Manchmal haben sie durch die Geburt zu viel Spannung auf dem Kiefergelenk oder an der Zungenmuskulatur. Einige haben einfach einen zu kleinen Mund.

Es gibt auch Babys die keinen leichten Einstieg ins Leben hatten die noch einige Tage im Spital bleiben mussten, die Anfangsprobleme hatten und deshalb später erst zur Mama an die Brust gehen konnten. Das muss kein Hindernis sein, aber es macht es ein bisschen schwieriger.

Wenn ich jetzt noch aufzähle wie die Psyche auf die Milchproduktion einwirkt, dass Stress manchmal hilft mehr Milch zu produzieren und manchmal auch das Gegenteil, dass das Umfeld stimmen muss, dass der Schlafmangel einen Einfluss haben kann, dann wird ersichtlich dass das Ganze eine sehr labile Sache ist.

Zusätzlich spielen auch noch die Hormone mit. Da jede Frau einen ganz eigenen Hormoncocktail hat. Manche Frauen haben unter der Geburt, oder danach viele Hormone bekommen haben oder überhaupt keine. Bei einigen Frauen ist der Milcheinschuss sofort da und andere brauchen wieder mehr Geduld. Einige Frauen bluten stark, manche kaum. Einige Frauen menstruieren einige Wochen nach der Geburt, andere warten Monate nach dem Abstillen auf ihre Menstruation. Sind viele fruchtbare Frauen zusammen, wird ihre Fertilität grösser. Umgekehrt wohl auch.

Die Anatomie der Brust, kann das Stillen erschweren, so ist eine weiche Brust schwieriger zu fassen aber auch eine zu harte Brust braucht viel Können um sie zu fassen. Manchmal liegen die Milchseen sehr tief, so dass weder das Baby noch eine Pumpe gross genug ist um optimal stimulieren zu können. Einige haben kleine Brustwarzenhöfe, manche grosse, ebenso verhält es sich mit der Warze selber.

Ich probiere die Frauen zu unterstützen und mit ihnen verschiedenes auszuprobieren damit es mit dem Stillen und der Milchproduktion klappt, aber manchmal ist der Aufwand extrem gross und nicht zu bewältigen. Für die Produktion einiger Milliliter Milch ist der Aufwand zu gross und die Zeit dafür könnte die Mama mit dem Baby besser investieren. Ich kann den Entscheid nicht abnehmen aufzuhören oder weiter zu machen. Manche Frauen sind zufrieden, das Baby ab und zu am Busen zu haben, andere wenn sie wenigstens ihre Milch abpumpen können und dem Baby mit der Flasche geben können. Manche Frauen müssen erfahren, dass es nicht an ihnen liegt, dass es mit dem Stillen nicht klappt, sondern am Baby. Auch gesunde glückliche Babys trinken manchmal nicht an der Brust.

Die Aussage: "die Natur hat die Frauen so gemacht dass sie ihre Babys ernähren können" stimmt nur bedingt. Nur wenn alles im Gleichgewicht ist, klappt es. Ich verstehe dass eine Frau Tränen vergiesst wenn es nicht klappt. Mutter sein heisst aber nicht Baby am Busen nähren. Viel wichtiger ist die Liebe, der Hautkontakt, die Zärtlichkeit. Keine Mutter darf eine andere Mutter verurteilen, wenn es mit dem Stillen nicht klappt. Auch das Flasche geben, das Baby im Arm halten, ihm in die Augen schauen und es nachher ganz nah an den Körper nehmen um auf den Rülpser zu warten kann sehr schön sein. Das werden euch eure Männer bestimmt bestätigen. Wenn das Baby die Flasche in den Mund nimmt und euch dankbar anlächelt, dann ist das eine wunderbare Belohnung und alle Zweifel schmelzen dahin.




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