Donnerstag, 11. November 2010

Frauenwelt

Die Frau ist nun endlich schwanger und je weiter die Schwangerschaft fortschreitet umso mehr Mitgefühl entwickelt sie. Sie spürt die Unsicherheit ihrer Mutter, die Gefühle der Yogagruppe, übernimmt den Stress ihres Partners, ihres Arbeitsplatzes und macht sich Sorgen über die Bedenken ihrer Gynäkologin.

Der Geburtstermin nähert sich und alle sind so voller Spannung, dass die Frau nicht loslassen kann. Der Termin geht vorbei, die Angst steigt, der Partner muss bald wieder für den Job weg und das Baby will immer noch nicht kommen. Man entscheidet sich für eine Einleitung, die leider nicht greift, und dann gibt es einen Kaiserschnitt.

So viele Schmerzen, aber das Baby ist gesund. Ein schales Gefühl, versagt zu haben, bleibt. Die Milch will nicht fliessen, die Mutter kann das Baby nicht versorgen weil sie frisch operiert ist.

Gottseidank ist der Partner da der alles in die Hand nimmt und regelt. Die Frau kommt sich so klein und unnütz vor, die Gefühle fürs Baby sind (noch) nicht da. Das schlechte Gewissen plagt, weil sie sich nicht gewehrt hat, weil sie vielleicht doch Geduld hätte haben sollen, jetzt ist alles schlimm: das Baby will gar nicht an die Brust, die Brustwarzen schmerzen, alle finden das Baby süss, selber findet die Frau "..... eigentlich nichts, ausser ihren Bauch der schmerzt". Sie weint viel. Bald muss sie aus den Spital und kann es sich nicht vorstellen heim zu gehen mit diesem Kind.

Beim Austritt ist die Frau tapfer und tut als ob alles ok wäre. Der Partner holt sie ab, hat die Wohnung geschmückt mit einem "herzliches Willkommen". Die Frau bricht in Tränen aus, sie kann ihrem Partner unmöglich sagen, dass sie sich nicht als Mutter fühlt und lieber wieder ein Leben ohne Kind will. Die erste Nacht ist schlimm das Baby weint viel. Der Mann macht es super und sie, sie fühlt sich leer und erschöpft, dick und unförmig.

Einige Nächte und einige Tagen später; beim Stillen, schaut das Baby die Mama an und da springt der Liebesfunke. Ein wohliges Gefühl ein inneres Lächeln eine Welle von Zärtlichkeit schwappt über. In diesem Gefühl bleibt nun die Frau sie ist selig, sie schwebt und es ist schön dies (endlich) mit ihrem Partner teilen zu können.

Dieser plant aber bereits wieder für den Job. In zwei Tagen geht er wieder an die Arbeit. Enttäuschung und Panik stellen sich ein. Es wird beraten und die Mama (Oma) kann für einige Tage kommen. Das selige Gefühl bleibt, die Oma übernimmt den Alltag und den Haushalt und der Tag verfliegt und schon ist der Partner wieder da. Sein Stress von der Arbeit - sein Missmut der Schwiegermutter gegenüber - spürt die Frau, sie will vermitteln. Das Baby spürt diese Spannung und weint. Abend für Abend... endlich traut sich die Frau alleine mit dem Baby zu sein, die junge Familie ist auf sich allein gestellt. Die Frau ist ständig müde und erschöpft.

Es gibt Tage, die endlos lang sind und andere die verfliegen. Manchmal ist die Frau froh, wenn ihr Mann heimkommt und dann gibt es viele Abende an denen sie sich an ihrem Partner stört weil er mit dem Baby anders umgeht als sie. Es gibt Diskussionen, Spannungen und eine Brustentzündung macht sich bemerkbar: hohes Fieber, Angst, Erschöpfung, Schmerz und Ueberforderung. Gottseidank ist die Mama bereit zu kommen. Brust und Stillen sind anstrengend, die Frage "stillen oder nicht", kann die Frau weder mit ihrem Mann noch mit ihrer Mutter lösen. Die Spannung zwischen ihrem Partner und ihrer Mutter ist kaum auszuhalten. Endlich, nach einer Woche klingt alles ab und das Baby ist so süss und das Herz quellt über wenn es an der Brust nuckelt. Oma geht heim und Mama stillt.

Die Vorstellung, nach einem halben Jahr wieder im Job stehen zu müssen und das Baby in eine Kindertagestätte zu geben, zerreisst der Frau das Herz. Der Partner versteht das nicht. Er muss voll da sein für seinen Job und wieder reisen. Natürlich unterstützt die Frau ihn, lächelt um ihm den Abschied nicht zu schwer zu machen, ist tapfer, wo sie doch weinen möchte. Er fliegt für einige Tage weg und überraschenderweise kann sie die Zeit geniessen, sie kann schalten und walten wie sie will und muss keine Rechenschaft ablegen; alles ist in Harmonie trotz wenig Schlaf.

Kaum landet ihr Partner, spürt sie seinen Stress, seine Energie die vorwärts drängt. Zudem hat er hat überhaupt nicht bemerkt, dass das Stillen jetzt nicht mehr schmerzt und das neue Mützchen des Babys hat er auch nicht zu Kenntnis genommen. Die Wohnung, die die Frau mühsam geputzt hat, quittiert er mit einem Nicken. Dabei hat sie Nachtstunden geopfert, damit der Haushalt jetzt glänzt. Sie ist fühlt sich unattraktiv, unnütz und weiss nicht was sie mit ihrem Mann reden soll da ihr Leben sich "nur" um das Baby dreht und er kaum Anteil nimmt.

Sie findet, dass ihr Baby von seinem Vater nicht wirklich geliebt wir, sein Job ist ihm wichtiger. Sie hat ihr Leben für das Baby total umgekrempelt aus vielen verzichtet und sich bestens in die Neue Situation, die nicht leicht ist, reingegeben und er tut so, als ob alles beim Alten wäre. Sie muss Einkaufen, Waschen, Putzen, Kochen und dabei auch noch das Baby stillen auch drei Mal in der Nacht und wenn der Mann dann da ist, verbreitet er so viel Stress und Spannung, dass das Baby schreit und jetzt findet er auch noch, es sei krank und das sein nicht normal, dass es so viel schreit. Er glaubt ihr nicht, dass es den ganzen Tag friedlich war und wie kann Sie ihm erklären, dass es an Ihm liegt. Sie hat Haarausfall, das Baby ist das erste Mal krank und sie muss es in der Nacht rumtragen damit es nicht schreit. Der Mann ist ins Kinderzimmer gezogen und sie schläft mit dem Baby im grossen Bett.

Er fühlt sich ausgeschlossen und fordert Schlaf und Ruhe für seinen anspruchsvollen Job, nervt sich weil die Malzeiten durch das Baby gestört werden, dabei ist Sie diejenige die in der Nacht aufsteht stillt und kaum zum Essen und Schlafen kommt und weil ihr Eisenwert zu tief ist, ist Sie in einer Dauererschöpfung.

Frauenwelt.




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