Mittwoch, 12. Januar 2011

Decke die auf den Kopf fällt

Die ersten Wochen nach der Geburt sind sehr von Unregelmässigkeiten geprägt. Die junge Mutter ist noch unsicher im Umgang mit dem Baby. Das Baby hat noch keine Rhytmen und es braucht lange zum Trinken, das Stillen ist noch schmerz-, oder mühevoll und der ganze Ablauf ist zeitraubend. So kommt die Mama überhaupt nicht aus dem Haus. Das erste mal den Kinderwagen benützen, fordert Mut und auch um sich und das Baby der Umwelt auszusetzen.

Das Tragetuch hat mir in diesen Momenten viel geholfen. Es ist gut in der Wohnung zu monieren und es versteckt das Baby, so dass ich nicht befürchten muss, dass jeder das Baby berühren will. Die Beweglichkeit der Mama ist wie vorher, Strassenbahnen und Randsteine stellen keine Probleme dar.

So fordere ich die Mütter, wenn ich sehe wie sie in den vier Wänden leiden, oft auf, mich ein Stück meines Weges zu begleiten, damit sie mal raus kommen. Ein bisschen frische Luft tut enorm gut und das Wissen, dass man sich frei bewegen kann.

Ich empfehle manchmal auch, eine fertige Malzeit zu kaufen oder diese, wenn das Baby ruhig ist, in einem Take-Away oder Restaurant einzunehmen. Das Gefühl, sich etwas Gutes zu tun ist Hilfreich. Während dem Mittag ein Treffen mit einer Freundin oder mit den ehemaligen Arbeitskollegen, ein Treffen mit dem Partner, kann helfen den Tag zu versüssen.

Müttertreffs mit einem Restaurant helfen, leichter Kontakt zu anderen Mütter zu haben. Es ist leichter, nur eine Sache pro Tag anzugehen, das erhöht die Chance, dass es auch durchführbar ist. Spaziergänge im Freien können gut mit einer anderen Mutter getätigt werden. Es ist sehr entlastend wenn der Alltag mit einer Gleichgesinnten besprochen werden kann.

Andere Mütter kennt man vielleicht von der Geburtsvorbereitung oder später in der Rückbildung. Es braucht ein bisschen Mut diesen zu telefonieren oder anzusprechen. Oft sind die angesprochenen aber sehr dankbar für den Kontakt.

Wenn die Energie und die Kraft fehlt das Haus zu verlassen und das Gefühl, die Decke fällt auf den Kopf andauert, ist zu überlegen ob das vielleicht an zu wenig Schlaf liegen könnte. Es ist sehr wichtig, mit anderen über dieses Gefühl zu sprechen und dieses Gefühl ernst zu nehmen. Das Gefühl in der Grauzone zu leben, sollte nicht bleiben. Es kann eine Depression sein.

Oft spricht man von einer Erschöpfungsdepression im Wochenbett. Da braucht es Hilfe um da raus zu kommen. Der Gynäkologe oder ein Therapeut könnten die erste Hilfe sein. Auch wir Hebammen haben Erfahrung und können eine Frau weiterleiten und mit ihr gemeinsam nach Lösungen suchen. Die enormen Hormonschwankungen, die nach einer Geburt da sind, können sehr stark zu der Gemüts-Stimmung beitragen. Hier habe ich mit Nacht-Kerzen-Oel-Kapseln sehr gute Erfahrung gemacht, die die Spitzen dieser Schwankungen ein bisschen abmildern.

Ich probiere einer betroffenen Frau Mut zu machen, dass sie sich sich ihrer Gefühle nicht zu schämen braucht, diese neue Situation ist nicht leicht, das Leben einer Mutter hat sich um hundertachzig Grad gedreht, das alleine kann schon zu Unsicherheit führen. Der Hormonspiegel ist nicht bei allen Frauen gleich und bei manchen spielt der Körper nicht mit. Bei einigen Frauen sind die Schilddrüsen betroffen, bei anderen sind Allergien entdeckt worden (Zölliakie), es kann sein, dass die Eisenwerte sehr tief sind all dies kann auf die Psyche Einwirkung haben.

Es braucht Verständnis vom Partner und ein Umfeld (Hebamme, Freunde, Eltern) die da sind zuhören und unterstützen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen