Donnerstag, 5. Oktober 2017

Vermehrte Blutung unter der Geburt

Kommt es zu einer vermehrten Blutung unter der Geburt sind die Geburtshelfer heute sehr schnell mit verschiedenen Mitteln und Eingriffen aktiv.

Es gibt gute Infusionen mit verschiedenen Blutauszügen und Blutersatz so dass ein grosser Verlust sehr schnell ausgeglichen ist. Wenn ich die Frauen im Wochenbett besuche, staune ich wie fit sie   nach einem enormen Blutverlust sind.

Einerseits ist dies toll, was die Medizin heutzutage alles schafft, anderseits finde ich es auch für die Frauen und die Umwelt nicht gut, gleich wieder leistungsfähig und belastbar sein zu müssen. Sofort für das Baby da sein, den Haushalt schmeissen, sich, das Baby und eventuell ein anderes Kind wieder versorgen zu müssen.

Dem Körper wurde der Lebenssaft entzogen; eigentlich ist alle Kraft aus dem Körper geflossen und künstlich wieder gegeben worden. Dies zu verarbeiten, nebst der neuen Aufgabe, Mutter zu sein, ist extrem anspruchsvoll. Schlaf wäre regenerierend. Gutes stärkendes Essen könnte hilfreich sein. Wie kann eine Frau dies psychisch verarbeiten?

Es wäre schön, ein Geburtsgespräch zu halten mit der Hebamme, dem Arzt oder einer Person die auf Geburtstrauma spezialisiert ist. Chinesische Kräuter, stärkende Suppen, Aufbaupräparate vom Bioladen oder der Apotheke sind für den Körper hilfreich.

Manchmal fehlt einfach die Zeit um die ganze Geburt verarbeiten zu können. Spätestens bei einer erneuten Schwangerschaft macht sich das Manko bemerkbar und der Kopf schaltet sich ein und plötzlich sind Ängste da, die man geglaubt hat nicht zu haben.

Es lohnt sich,  Wochen oder Monaten nach der Geburt sich nochmals Zeit zu nehmen und über das Geschehene nachzudenken und vielleicht Hilfe zu holen um verdauen zu können was Geschehen ist. Wenn es der Mutter gut geht, geht es dem Baby auch gut!

Freitag, 29. September 2017

Geburtsbegleitung

Ab und zu begleite ich Paare an die Geburt. Ich staune wie das "wenig" das ich da mache, grosse Auswirkungen hat. Das Abholen des Paares daheim oder bereits die Telefonate davor geben Sicherheit. Diese Sicherheit ist der Schlüssel für die gesamte Geburt. Es ist enorm wichtig, dass eine Frau mit Wehen sich geborgen fühlen kann sich aufgehoben und beschützt fühlt. Somit ist es bereits Hilfreich ein bekanntes Gesicht dabei zu haben. Ich denke, dass der Partner sehr gut diese Rolle übernehmen kann. Da dies aber für den Partner auch neu und unbekannt ist, ist es schwieriger in jeder Situation Ruhe und Vertrauen auszustrahlen.

Auch mir als Hebamme, nun in der Rolle als Geburtsbegleiterin, fällt es manchmal schwer loszulassen und nur bei der Frau, dem Paar zu sein. Die Erfahrung zeigt dass dies den Frauen ermöglicht das Geschehen zulassen zu können. Als Begleiterin bin ich nicht abgelenkt durch die Herzton-Maschine, ich muss nichts aufschreiben und habe den Stress nicht, rechtzeitig den Arzt holen zu müssen. Ich kann einfach da sein. Dadurch können die Eltern mehr bei sich sein. Ich fungiere als Puffer. So bemerke ich den unsicheren Blick der Gebärenden wenn die Hebamme dauernd rein und raus geht oder den Papierstreifen kontrolliert. Ich bin da um Unsicherheiten aufzufangen und aus dem Weg zu räumen.

Mittwoch, 27. September 2017

Älteres Geschwister

Wenn ein Geschwisterlichen auf die Welt kommt, wird das Erstgeborene von seinem Platz verdrängt. Es ist nicht mehr das Kleine, plötzlich ist es der Grosse und soll die Aufmerksamkeit die er bis anhin alleine bekommen hat teilen.

Anfangs kann es das sehr gut aushalten, aber nach einer gewissen Zeit, merkt es, dass das Leben jetzt anders verläuft. Leute kommen zu besuch und widmen sich nur noch der Mutter und dem Neugeboren. Es braucht viele Taten, dass dem grössere Kind Aufmerksamkeit geschenkt wird. Diese kriegt es sehr schnell wenn es etwas macht, das es eigentlich nicht machen sollte: dem Baby den Schnuller rausziehen, auf dem Bett wo das Kleine schläft hüpfen oder andere "dumme" Ideen. Die braven Taten werden nicht so schnell bemerkt.

Manchmal will das Grosse aber auch ein Baby spielen und wieder Windeln tragen, plötzlich macht es wieder ins Bett, will den Schnuller oder die Flasche die es schon länger nicht mehr getrunken hat. Es passiert eine enorme Verunsicherung mit dem Kind und dadurch auch bei den Eltern.

Die Kinder entwickeln sich immer in Phasen und je nach Phase wirkt sich in dieser Zeit ein Geschwisterchen als Störenfried, als Rückschritt in der Entwicklung aus.

Das alles ist überhaupt nicht schlimm. Es ist Wichtig, dass die Eltern ihrem Grossen Bestätigung geben und ihre Aufmerksamkeit. Sicher ist es Hilfreich ab und zu etwas Bekanntes alleine mit dem älteren Kind zu unternehmen. Verbünden Sie sich mit ihrem Kind und zeigen sie ihm, was es kann weil es grösser ist und was das Baby noch nicht kann. Das kann zum Beispiel sein, am Tisch zu sitzen und zu Essen, länger aufbleiben, etwas feines Essen, eine Geschichte gehört zu kriegen, auf einer Schaukel zu sein und so weiter. Das Grössere einzubeziehen in der Babypflege ihm die Haare bürsten zu dürfen oder die Windeln in den Eimer werfen, die Füsschen massieren zu dürfen ist Hilfreich.

Es kann toll sein, älter zu sein, wie sein Brüderlichen oder Schwesterlichen, aber es braucht Zeit dies zu entdecken.

Dienstag, 9. Mai 2017

Müde Gebärmutter

Wir Hebammen sprechen von der Gebärmutter manchmal wie über eine Frau. Wenn eine Gebärmutter bereits viel durchgemacht hat, wissen wir, dass sie erschöpft ist. Das kann im Leben der Gebärmutter sein oder einfach eine Überforderung von etlichen Stunden.

Vielleicht ist es Zufall: In den letzten 10 Tagen habe ich drei Frauen nach der Geburt kennen gelernt die ganze drei!! Tage im Spital waren bis das Baby das Licht der Welt erblickt hat. In dieser Zeit wurde dem Uterus verschiedene Hormone zugeführt um Wehen zu produzieren. Damit die Frau schlafen konnte wurden ihr Beruhigungsmittel für die Nacht verabreicht, einmal ein Zäpfchen damit der Muttermund weicher wird, bei einer anderen Frau ein Tampon. Am nächsten Tag ging es weiter mit Wehenmittel die kaum gewirkt haben und am dritten Tag dasselbe Prozedere mit mässigem Erfolg. Zwei Frau konnte dann spontan am dritten Tag gebären, die andere wurde mit einem Kaiserschnitt erlöst.

Alle drei Frauen hatten nach der Geburt extrem starke Blutungen so dass Notfallmassnahmen ergriffen werden mussten. Gottseidank ist die Medizin so gut, dass es allen Frauen und allen Babys schlussendlich gut geht. Aber 1.2 bis 2.5 Liter Blutverlust ist extrem viel.

Es ist überhaupt nicht natürlich drei Tage die Gebärmutter zum Arbeiten anzutreiben in der Nacht zu stoppen und dann wieder zu arbeiten. Dass sie nach der Geburt müde ist und sich nicht zusammen zieht, ist für mich als Hebamme nicht unverständlich.

Ich dachte, dass Geburtsverläufe von mehr wie 30 Stunden der Vergangenheit angehören und nicht mit der modernen Zeit noch verlängert werden.

Sicher ist es heute ein Vorteil wenn es zu einer extrem starken Blutung kommt, dass die Medizin mit verschiedenen Mitteln helfen kann. Aber zu so starken Blutungen muss es nicht kommen. Wenn man die Natur berücksichtigt und eine Gebärmutter nicht künstlich über Tage arbeiten lässt wird sie nicht müde. Keine Hebamme die Hausgeburten betreut würde so etwas zulassen.

Donnerstag, 4. Mai 2017

Hunger oder kein Hunger?

Immer wieder stellt sich diese Frage. Bestimmt öfters in den ersten Tagen/Wochen des  Babys. Es ist ein gutes Zeichen, wenn ein Baby Appetit hat. Aber Hunger und Saugbedürfnis sind zwei verschiedene Dinge. So kann man sich schnell verwirren lassen wenn das Baby nach dem Trinken weiterhin sein Köpfchen hin und her bewegt und seinen Mund öffnet und schliesst. Das sieht so aus als ob es die Brust oder Flasche suchen würde. Ein Trick um sicher zu sein, dass es nicht Hunger hat, ist nicht, ihm nochmals Essen anzubieten, sondern ihm etwas zum Nuckeln in den Mund zu geben, dann kann man sehr gut beobachten, ob es damit zufriedener wird oder ob es sich in Rage weint. Oft wird ein Saugbedürfnis ausgelöst wenn etwas die Wange berührt, das kann durch ein Kleidungsstück oder eine Unterlage passieren.

Natürlich braucht es einen Moment und Geduld um zu Beobachten welches Bedürfnis das Kleine hat. Ganz sicher ist hier eine positive Einstellung und Ruhe hilfreich. Um dies bei Eltern mit dem ersten Kind zu erreichen, hilft das Wissen, wieviel das Baby getrunken hat. Ein sechstel vom Körpergewicht gibt die Tagesration - also was das Baby innerhalb von 24 h trinkt. Bei einer Flasche sieht man sofort was das Baby zu sich genommen hat, bei der Brust hilft es ab und zu das Gewicht zu kontrollieren damit man eine Ahnung der Gewichtsentwicklung hat. Etwa 200 g nimmt ein Baby pro Woche zu.

Wie oft sehe ich Babys die pro Woche 300 bis 500 g zugenommen haben und die Mama hat immer noch das Gefühl sie müsse ihrem Baby alle zwei Stunden die Brust oder Flasche anbieten. Natürlich sehe ich auch das Gegenteil, dass das Baby während dem Trinken die Augen schliesst und es nicht weiter motiviert wird zum Trinken. Manche Babys muss man zu ihrem Glück (Essen) zwingen.

Um ganz ganz sicher zu sein, hilft die Kontrolle des Gewichts, besonders in den ersten Wochen kann nur eine Waage uns Gewissheit geben, wie sich der Gewichtsverlauf entwickelt.

Ein Baby das zu wenig trinkt, hat schneller kalt, hat wenig Energie und Kraft und mag deshalb noch weniger trinken. Das kontrollieren der Temperatur ist sehr Hilfreich. Ein Baby das zu viel und oft trinkt hat Bauchweh, gibt viel raus (speit) und meldet sich sehr schnell wieder (Bauchweh).

Es lohnt sich ihr Baby zu beobachten und bei Unsicherheit das Gewicht alle zwei Tage oder wöchentlich zu kontrollieren.

Montag, 20. März 2017

Weinendes Baby in der Öffentlichkeit

Heute hat mir eine Frau folgendes erzählt:

Sie wartet auf einem Amt darauf, dass ihre Nummer aufgerufen wird, dann fängt das Baby im Kinderwagen zu weinen an. Trotz gutem zureden und Wagen schieben weint das Baby weiter. Plötzlich schiebt eine Beamtin ihr Fenster nach oben und winkt der Mutter. Diese findet das sehr nett und denkt: "sie will uns schneller bedienen" und will  sich schon bedanken, aber es passiert gerade das Gegenteil. Die Schalterbeamtin giftelt die Mutter an, dass sie das Baby aus dem Wagen nehmen und es trösten soll. Sie sagt dass das Baby ein Bedürfnis habe und dass sie eine unfähige Mutter sei da sie dies nicht erkenne. Es sei ein Verbrechen, das weinende Baby im Wagen zu lassen.

Die Mutter dreht sich um und entfernt sich. Nach einigen leidvollen Minuten wird ihre Nummer genau bei dieser Person aufgerufen. Sie bleibt äusserlich ruhig, nur die Beamtin  beschuldigt sie weiter eine Rabenmutter zu sein und man müsste ihr das Baby wegnehmen.

Als die Mama wieder auf der Strasse ist, bricht sie fast zusammen. Daheim findet sie den Mut und die Kraft, sich an die höhere Stelle zu wenden und diesen Fall zu schildern. Mit Entschuldigungen, einem Gutschein und dem Wissen dass dies bestimmt nie mehr vorkommt, wird die Mutter von den Vorgesetzten dieser Beamtin beruhigt.

Ich finde dieser Mutter muss ein Kränzten gewunden werden, dass sie den Mut gefunden hat für sich und für andere Mütter in ähnlichen Situationen sich zu wehren. Das ist bestimmt nicht einfach, aber es ist wichtig. Lasst euch nicht Beleidigen. Ein weinendes Baby sagt nichts über die Qualität als Mutter aus. Trösten kann man auf ganz verschiedene Arten und das ist sehr individuell.

Sonntag, 4. Dezember 2016

Mut für einen Wechsel

Eine schwangere Frau die bei mir in der Haptonomie war, hat mich vor ein paar Tagen aus dem Spital angerufen:

Ihre Ärztin ist in die Ferien gegangen und wollte dass die Frau am Termin im Spital zur Kontrolle geht. Im Spital wurde ihr erklärt dass es dem Kind nicht gut gehe und es wurde gleich mit einer Einleitung begonnen. Der Frau wurde ein Zäpfchen eingeführt und sie blieb die erste Nacht im Spital.

Am Morgen des zweiten Tages wurden die Herztöne des Kindes kontrolliert und beschlossen dasselbe wie am Vortag nochmals zu wiederholen. Wieder schlief die Frau schlecht, hatte aber nur ein kleines Ziehen, so dass sich kaum etwas veränderte.

Am dritten Tag wurde sie an den Wehentropf gehängt. Die Wehen waren regelmässig spürbar solange die Flüssigkeit in die Venen floss. Abends als der Tropf abgestellt wurde, waren die Wehen wieder verschwunden.

Am vierten Tag, wiederholte sich dasselbe wie am Vortag. Ihr wurde nahegelegt einen Kaiserschnitt zu machen, was die Frau und ihr Partner ablehnten so lange es dem Kind gut gehe. Dies wurde ihnen bestätigt. Nun sprachen die Hebammen und Ärzte, dass die Einleitung von ihr, der Frau, gewünscht worden sei. Was überhaupt nicht der Wahrheit entsprach. Verwirrt wie die Eltern nun waren, haben sie mir telefoniert.

Es ist nicht leicht, sich in einen Prozess einzumischen, wenn man nicht dabei ist. Ich gab zu bedenken, wenn es dem Baby nicht gut gehen würde, hätte man längst schon einen Kaiserschnitt gemacht, dass es für mich völlig unverständlich sei dass man Druck mache. Ich schlug ihr vor, zu verhandeln um aus dem Spital austreten zu können und sich daheim zu erholen. Das war möglich. Von daheim aus hat mich die Frau glücklich angerufen sie erklärte mir, dass sie erst am übernächsten Tag für eine Kontrolle wieder im Spital sein müsse. Dieser Termin wurde dann nochmal verschoben weil die Gebärabteilung voll war. Das hat uns alle bestätigt, dass es überhaupt keinen Grund gibt die Geburt zu provozieren. Zusammen haben wir besprochen und entschieden, da sie kein Vertrauen mehr zu den Hebammen und Ärzten hatten, den Geburtsort zu wechseln. Nach ein paar Telefonaten war das möglich.

Einen Tag später gingen Sie zu einer Kontrolle in das neue kleinere Hospital. Dem Baby ging es super. Eine zweite Kontrolle wurde zwei Tage später festgesetzt. Aber bereits am nächsten Tag hat sich das spontan Baby gemeldet und kam mit natürlichen Wehen auf die Welt. Die Eltern sind heute überglücklich, dass sie den Mut gefunden haben sich von dem Druck zu befreien und sich kurzfristig für einen neuen geborgenen Geburtsort entschieden haben.