Freitag, 2. Oktober 2015

Der Zeitpunkt für feste Nahrung

Bis vor einem Jahr(?) hiess es , dass es das Beste für das Baby ist, wenn es ein halbes Jahr Flasche oder Muttermilch bekommt. Erst dann sollte mit Zufüttern begonnen werden. Es gab immer wieder Mütter die noch länger als ein halbes Jahr gestillt oder geschöppelt haben. 

Ich habe auf den Tag genau sechs Monate bei meinen beiden Kindern gewartet. Es gibt Babys die gerne essen und es gibt Babys die auch nach sechs Monaten noch nicht bereit dafür sind. 

Es gab eine Studie, die entweder von einer Pulvermilchfirma oder einer Breifirma gemacht worden ist. Diese Studie besagt, dass es keinen signifikanten Unterschied gibt, wenn bereits mit vier Monaten Breinahrung gegeben wird. Ich staunte wie schnell die Mütterberaterinnen und die Kinderärzte sich nach dieser Studie richten, als ob es nach vier Monaten besser wäre. Dies ist mit dem gesetzlichen Mutterschaftsurlaub (in der Schweiz) besser vertretbar, da kann jeder Arbeitgeber besser argumentieren. 

In meinen Rückbildungsklassen wird diese Frage immer mal wieder aufgeworfen und letzthin hat eine mehrfache Mutter argumentiert: Das Erstgeborene, das nichts anderes kennt, will oft nicht vor einem halben Jahr feste Nahrung. Aber die nachfolgenden Kinder, die ihre älteren Geschwister am Tisch sehen, sind oft früher bereit am Tisch zu essen.

Ob Karotten oder Kürbis… ? In Deutschland fängt man immer mit Pastinaken an. Hier in der Schweiz eher mit Karotten (die schmecken ein bisschen süsser und das Essen sollte ein schmackhafter als Muttermilch sein). Ich empfehle ein Buch: das vegetarische Baby (das erste Jahr ist jedes Baby Vegetarier). Erst ab einem Jahr (finde ich) ist es ein Allesfresser. In diesem Buch gibt es eine Tabelle wie anfangen und wann, welches Nahrungsmittel dazu geben wird. Es gibt auch Variationen von zwei bis drei Monaten. Der Aufbau zu Essen, ist sehr übersichtlich und logisch. So, dass zwei bis drei Tage immer dasselbe gefüttert wird um zu sehen wie verträglich es ist. Er dann wird eine neue Zutat dazugefüttert.

Bei Nahrungsumstellungen reagiert jedes Baby anders (Durchfall, Verstopfung). Die letzte Frau die nach diesem Buch ging, hat nach einigen Wochen improvisiert und dann hatte ihr Baby Verstopfung, danach hat sie sich wieder nach dem Buch gerichtet und der Stuhl war wieder normal..  (vielleicht war es ein Einzelfall).

Ich würde nach dem Baby gehen, wenn es bereits jedem Löffel hinterherschaut und seine Händchen danach ausstreckt und den Mund öffnet wenn ein Löffel kommt…

Aber oft ist ein Baby mit vier Monaten wirklich noch ein Baby und selber hat es absolut kein Bedürfnis um für einen Löffel den Mund zu öffnen, Das Stillen macht oft erst jetzt wirklich Spass, wenn die Kleinen einem anlächeln wenn die Brust ausgepackt wird. Sie werden soooo schnell gross. Ich würde dies so lange wie möglich geniessen und ihnen das Beste geben.

Als ich meinen Sohn mit neun Monaten ganz abgestillt habe (er wollte es leider so) war er plötzlich oft krank und ich hätte mir gewünscht dass ich ihm noch die kostbare Milch geben könnte. Meine Tochter habe ich 18 Monate gestillt und sie war nie krank. 

Etwas, das auch noch dafür spricht später mit fester Nahrung zu beginnen: Wenn das Baby am Tisch sitzen kann kriegt es essen, vorher Flasche.



Freitag, 7. August 2015

Schöne Zeilen

Mein Kind,willkommen hier im Leben!
Hast mich zum Vater auserwählt.
Möcht` Dir von Herzen alles geben,
damit es Dir an gar nichts fehlt.
Will mit dir spielen,lachen,toben,
will fliegen hoch zum Himmelszelt.
Dort zeig`ich Dir die Welt von oben
und freu`mich,wenn es Dir gefällt.
So manche Stürme werden wehen,
auch um Dein kleines Lebensschiff.
Doch wenn wir fest zusammenstehen,
umsegeln wir so manches Riff...
Und nun, mein Kind schlaf`gut,bis morgen!
Ich halte deine kleine Hand.
Fühl` Dich beschützt,geliebt,geborgen
und träum` vom schönen Märchenland...

Donnerstag, 30. Juli 2015

Was darf eine Schwangere Frau zu sich nehmen (Kräuter und Gewürze)

Mit diesen Kräutern und Gewürzen verhält es sich so: Himmbeerblätter-Tee zum Beispiel tonisiert den Uterus. Bei Frauen mit wenig Tonus, die deshalb zu Fehlgeburt neigen, kann dieser Tee helfen um die Schwangerschaft zu halten. Hat aber eine Frau bereits einen zu hohen Tonus, kann dies zu noch mehr Spannung führen. Ebenso verhält es sich mit Ingwer oder mit Muskatnuss und anderen tonisierenden Gewürzen. Auch stark gewürzte Speisen könnten mehr Spannung bewirken aber eben auch das Gegenteil, so dass die Wärme entspannt je nach Ausgangslage.

In der chinesischen Medizin spricht man vom Chi der Lebenskraft, der Energie. Meist haben starken Gewürze viel Chi. Ich bin aber erstaunt, dass im unschwangeren Leben überhaupt nicht darauf geachtet wird, aber dann in der Schwangerschaft dies plötzlich Angst macht. Ich bin überzeugt, dass jede Frau spürt, ob es ihr gut tut oder eben nicht. Wenn du nichts spürst ist es okay für dich.

Genaus so verhält es sich auch mit entspannenden Kräutern. Diese helfen dir zu entspannen und lösen  Verspannungen oder der Tonus wird reduziert, was bei manchen gut ist und bei manchen nicht.

Vereinfacht: Keine Exzesse während der Schwangerschaft. Das heisst wenn du nie scharf isst, unterlasse es auch während der Schwangerschaft. Wenn du dir gewohnt bist, scharf zu essen, kannst du das weiterhin tun. Wenn dir ein Tee gut tut, dann trinke ihn, aber bitte nicht gleich übertreiben und literweise davon trinken. Wie ein alter Lehrer von mit immer sagte: "All zu viel ist ungesund" egal wovon.

Als Kind habe ich gerne den Müttern zugehört wie sie über ihre verschiedenen Schwangerschaften gesprochen haben: Eine erzählt, dass sie Erdbeeren nicht vertragen hat und eine andere meint davon wäre sie süchtig gewesen. Dann haben sie darüber gelacht. Heute würde dies eher zuVerunsicherung führen.  Jede Frau hat andere Gelüste, Vorlieben und Abneigungen. Das ist Normal, wir sind Individuen.

Montag, 20. Juli 2015

Babys tragen

Bei frischen Eltern beobachte ich öfters, dass sie ihr Baby so tragen, dass das Gewicht vermehrt auf den Armen liegt. Das Hauptgewicht liegt so weg vom Körper, dass sich das Baby schwer anfühlt. Aus Ausgleich ziehen die Frischlings-Eltern die Schultern nach oben.

Viel besser ist es, das Baby am Körper zu tragen. Nah an den Körper zu nehmen, fast so wie man ein Brot unter dem Arm tragen (klemmen) würde. So nah darf auch das Baby getragen werden. Dann verteilt sich das Gewicht und je näher das Baby am Körper ist, desto weniger schwer ist es.

Dasselbe empfehle ich bei älteren Kindern (einjährig und mehr). Diese sollten höher getragen werden als die eigene Taille, die Kinder sollten die Mama oder den Papa ganz fest umarmen. So verteilt sich deren Gewicht am eigenen Körper und sie sind viel leichter. Das ist das Gesetz der Physik, wenn der Hebelarm kürzer ist vermindert sich das Gewicht.

Gerade in der ersten Zeit wenn noch so viel Unsicherheiten da sind, könnte es so viel leichter sein, wenn die Babys ganz nah am Körper getragen werden. Die Babys sind so zerbrechlich so zierlich und klein, dass man wohl Angst hat etwas zu zerbrechen und wahrscheinlich ist das der Grund, dass sie dann vor dem Körper - auf den Armen getragen werden anstelle am Körper. Aber die Babys fühlen sich so viel wohler wenn sie nah getragen werden, dass sie die Atmung und das Herz spüren so wie sie das im Körper der Mama gespürt haben.

Samstag, 11. Juli 2015

Trink-Abstände

Eigentlich steht es mir nicht zu, bei den Wöchnerinnen bereits die Stillabstände zu dirigieren. Es gibt aber Gründe die das rechtfertigen.

Es gibt Babys die immer saugen wollen, das hat nichts mit Hunger zu tun sondern nur mit dem Saugbedürfnis. Wenn eine Mama eine Milchüberproduktion hat, wird durch zu häufiges Ansetzten noch mehr Milch produziert und es kann sich ein Stau oder noch schlimmer, eine Entzündung bilden. Der Milchfluss ist bei einigen Frauen sehr schnell, es können fünf Minuten Stillen, pro Seite, genügen. Wenn ein Baby zu häufig (unter 2 h) gestillt wird, ist die Milch der letzten Malzeit noch nicht ganz verdaut die neue Milch kommt dazu und vermischt sich mit der angesäuerten Milch, es kommt zu Gas, zu Bauchweh und zu häufigem Speien.

Diesen Ratschlag habe ich zwei Frauen, die ich momentan betreue gegeben, beide Frauen haben sehr viel Milch. Ihr Feedback: Petra erzählt dass es Überwindung gebraucht hat ihre Tochter ein bisschen hinauszuzögern (vier Stunden) aber das Bauchweh und das Speien ist besser geworden.  Der Teufelskreis ist unterbrochen worden und die Kleine meldet sich jetzt selber nur alle drei bis vier Stunden.

Bei Susanne war es ähnlich, ihr Sohn hat oft geschrien und war nur an der Brust zu beruhigen oder auf dem Arm. Sie hatte kaum Zeit für ihr älteres Kind, selbst kam sie kaum zum Schlafen und sie war dementsprechend erschöpft. Wir haben besprochen, dass sie an einem Wochenende, wenn ihr Mann anwesend ist, die Trink-Abstände vergrössern soll. Sofort hat sie begonnen wenigstens die zwei Stunden einzuhalten. Am Wochenende wurden es dann zweieinhalb, drei und danach vier Stunden ohne Trinken. Als ich sie nach einer Woche besuchte, oh Wunder, eine ganz andere Frau hat mir die Türe geöffnet strahlend und erholt. Sie kommt wieder zum Schlafen und hat Energie für beide Kinder. Das Baby hat kaum noch Bauchweh und schläft länger und besser, die Still-Abstände betragen jetzt vier Stunden. Die Gewichtszunahme ist immer noch über dem Durchschnitt, aber nicht mehr so viel.

Bei beiden Frauen, war durch die Gewichtskontrolle ganz klar ersichtlich, dass die Babys überfüttert werden. Anstelle von 200 g pro Woche haben beide das Doppelte und mehr auf der Waage angezeigt. Manchmal produziert die Mama aus Erschöpfung wenig Milch und es braucht dann mehr Überredungskunst, ihr aufzuzeigen dass mit mehr Erholung auch mehr Milch gebildet wird. Ein Baby das dauernd an der Brust saugt, hat nie richtig Hunger und saugt nicht richtig und das wiederum kann Einfluss auf die Milchbildung haben.


Dienstag, 7. Juli 2015

Hitze

Hitze ist für die Mama viel viel schlimmer als beim Neugeborenen. Das Baby hatte es warm und kuschelig im Körper der Mama. Wie warm ist es im Körperinnern und wie kalt ist es jetzt draussen?Es gab kein Wind, kein Durchzug, kein Lüftchen immer war es konstant um die 37°C.

So ein kleines Würmchen braucht kein zusätzliches Wasser oder Tee. Muttermilch genügt. Da die Hitze oft bei den Mamis mehr Milch bildet, kriegt das Baby so oder so mehr Flüssigkeit. So fällt es dahin das Baby mehr anzusetzen. Da manche Mamis sonst zu Überproduktion und zu Stau und Entzündungen neigen.

Ältere Kinder können öfters kurz gestillt werden. Bei Flaschen-Kindern kann die Flasche ein bisschen gestreckt werden indem mehr Wasser und weniger Pulver gemischt wird. Natürlich nur, wenn das Kindchen auch alles trinken mag.

Die Temperatur des Getränkes sollte weiterhin warm sein, also Körpertemperatur. Auch bei Kindern die bereits über ein Jahr alt sind, wäre temperierte Flüssigkeit besser.

Abkühlen braucht man ganz kleine Kinder nicht. Wir sind Individuen so kann selbst ein Kleinkind genügend warm haben in einem Body ohne Söckchen und ein anderes braucht auch bei heissen Temperaturen mehr wie eine Kleiderschicht. Mit dem Thermometer kann das überprüft werden.

Käppchen sind sinnvoll gegen Sonnenbestrahlung aber auch zur Hemmung von zu viel Eindrücken. Da die Fontanelle (Schädelknochen) noch offen ist, können sich die Kleinen noch nicht so gut vor zu Geschehen schützen. Das Käppchen (vielleicht Seide) kann helfen.

Naturmaterialien sind ein Muss in dieser heissen Jahreszeit. Ein leichter Baumwoll-, Bambus-, Leinen- oder sogar Seidenstoff der atmungsaktiv ist, hilft die Hitze besser zu bewältigen. Kunstmaterialen sind oft nicht wärmedurchgängig und können zu Hitzestau führen. Gerade bei geschlossenen Kinderwagen die an der Sonne stehen oder die auf heissem Asphalt geschoben werden, kann die Wärme stauen und diese kann nicht entfliehen. Deshalb sollte ab und zu mit der Hand kontrolliert werden wie die Temperatur sich anfühlt im Wagen und beim Baby.

Sonntag, 28. Juni 2015

Zungenbändchen

Vor einigen Jahren wurde fast bei jedem Neugeborenen das Zungenbändchen geschnitten. Jetzt ist der Trend so dass sie kaum noch geschnitten werden. Manchmal wäre dies immer noch sinnvoll. Wenn ein Baby die Zunge rausstreckt und sie herzförmig ist, zeigt das doch, dass das Bändchen ein Hindernis ist um die Zunge ganz rauszustrecken. Sie sollte an der Spitze verdünnt sein.

Gestern hatte ich die Idee für einen Test und habe nur den Schoppenaufsatz einem Baby in den Mund gegeben. Auf der anderen Seite konnte ich mit den Eltern gut beobachten, dass das Baby sein Züngchen nicht weit genug rausstrecken kann. Ein anderer Test geht so: einem Baby auf einem Teelöffel einen Tropfen Muttermilch in den Mund geben. Normalerweise kommt dann das Züngchen weit raus. Ich kenne zwei Gründe wenn das Züngchen nicht raus kommt. Das Baby ist zu schwach oder das Zungenbändchen stört.

Ein Zungenbändchen zu schneiden ist ein kleiner kurzer rascher Eingriff. Sofort kann das Baby weiter trinken. Ich persönlich finde die Fersen-Blutentnahmen einen viel grösseren Eingriff als das Zungenbändchen schneiden. Selber habe viele Jahre bis zum Erwachsenenalter unter dem Zungenbändchen gelitten. Manchmal gab es einen schmerzhaften Zug und manchmal hat es geblutet. Vielleicht wäre ein einziger Eingriff besser gewesen wie ein immer wiederkehrendes Ziehen. Sicher sollte das individuell angeschaut werden und nicht einfach pauschalisiert.

In den ersten 6 Wochen ist das Zungenbändchenschneiden ein ganz kleiner Eingriff der ohne Betäubung gemacht werden kann, da das Bändchen noch ganz dünn ist. Später braucht es eine Narkose dazu.

Freitag, 26. Juni 2015

Zuwendung bei der Geburt

Bei einer Geburt bei der ich dabei sein durfte, habe ich eine wunderbare Erfahrung machen dürfen. Als die Frau schmerzhafte Wehen hatte die sie kaum annehmen konnte, wurde ihr eine Massage gemacht. Eine Masseurin aus einer anderen Abteilung kam extra vorbei und fing die Frau an zu massieren. Die Gebärende war im Vierfüssler-Stand und ihr wurde der Rücken von den Schultern bis zum Steiss mit rhythmischen Bewegungen massiert. Diese zusätzliche Zuwendung hat die Frau enorm beruhigt und sie konnte die Wehen bessert nehmen. Als dann die Masseurin weg gehen musste, hat die Hebamme diese Massage fortgeführt. Einerseits war der Duft der Essenz sehr beruhigend, aber auch diese liebevolle Zuwendung. Später kam die Masseurin wieder zurück und die Hebamme wollte ihr wieder den Platz am Rücken der Frau geben. Die Masseurin fand aber dass die Massage am Rücken von der Hebamme weitergeführt werden soll und hat dann die Beine der Gebärenden auszustreichen und zu massieren.

Das war noch nicht alles: Als dann der Mann beim Kopf seiner Frau stand und ihr über die Stirn strich, hat die Therapeutin ihm eine kühlende Lotion gegeben die er ihr über die Stirn und den Kopf streichen konnte. Es war ein Bild zum schmelzen. Nie werde ich dieses schöne Bild der Zuwendung vergessen. Die Frau und ihre Babys (Zwillinge) wurden bei der Geburt von so vielen liebenden Händen getragen.

kleiner Zwischenstand über Lohnabrechnungen

Wir Schweizer Hebammen haben nun im Oktober 14 eine kleine Lohnerhöhung bekommen von 15 Rappen pro Taxpunkt. Leider haben noch nicht alle Krankenkassen das akzeptiert. Die günstigen Krankenkassen wollen uns nicht mit mehr Geld entlöhnen. So müssen wir für einige Krankenkassen mit einem niederen Taxpunkt abrechnen. Ab Januar ist gab es dann nochmals eine Erhöhung der Taxpunktwerte auf 1.33, also nochmals 8 Rappen. Auch das nur bei einigen Krankenkassen. Es ist aber immernoch in Verhandlung und eigentlich sollte ab Juni nochmals eine definitive Erhöhung (wenn ich das richtig verstanden habe) geben aber soweit ist es nun doch nicht. Es könnte auch sein dass die Fr. 1.33 pro Taxpunkt dann doch nicht durchkommen... dann müssen wir das dann wieder zurückerstatten. Irgendwie so ist das erklärt worden. Es ist alles sehr kompliziert und in Verhandlung und meine Kolleginnen müssen Nerven wie Drahtseile haben, dass sie die Geduld nicht verlieren.

Zu den günstigen Krankenkassen: Ich weiss ja nicht wie es mit den Mitgliedern steht, aber wenn ich denen eine Rechnung für die geleisteten Dienste zustelle, kommt es oft vor, dass behauptet wird, diese Rechnung sei nie angekommen. Es kann auch vorkommen, dass ich einen Brief mit der Mitteilung erhalte: diese Frau sei nie bei ihnen nicht versichert gewesen oder  das Arztzeugnis sei nicht angekommen. Komischerweise passiert es immer bei dieser "Einen" Versicherung und nicht bei den anderen. So muss ich oft monatelang auf das Geld warten und immer wieder nachfragen. Nur noch Frauen anzunehmen die nicht bei dieser "Einen" Krankenkasse versichert sind, bringe ich nicht übers Herz. Aber mein Beruf macht immernoch Spass und ich freue mich wenn ich den Frischlingseltern helfen kann und wenn die Babys dick und friedlich sind. Ich lerne jeden Tag etwas neues und kann dann auch das Wissen wieder weiter geben mit der Erfahrung die andere Eltern gemacht haben.

Dienstag, 14. April 2015

Die Psyche

Manchmal ist eine neue Mama sehr unsicher, so unsicher wie sie das von sich nicht kennt. Das wiederum verunsichert ihr Umfeld. Wo fehlt es, wie kann man so eine Frau unterstützen?

Ich sehe, dass eine Frau schnell weint. Manchmal sehe ich ihr die Überforderung der Situation an. Sie  traut sich vieles nicht zu und braucht viel Unterstützung.

Ich finde das meistens normal, dass sie in diesem neuen Lebensabschnitt unsicher ist. Gerade beim ersten Kind ist einfach alles neu. Das ganze Leben hat sich um 180 Grad gedreht. Der Druck perfekt zu sein diesem kleinen zarten Wesen nur das Beste geben zu wollen, ist enorm. Auch die Gefühle spielen Achterbahn und eigentlich sollte man in Glückshormonen baden, aber die Unsicherheit überwiegt alles.

In den vielen Jahren habe ich die unterschiedlichsten Frauen kennengelernt und die Unterschiedlichsten Ängste: Eine Frau hatte die grösste Angst, dass ihr Mann sie nicht mehr mag in der neuen Rolle. Andere haben Angst, dem Kind könnte etwas schlimmes passieren und die Verantwortung wiegt enorm. Einige haben diffuse Ängste; zum Beispiel können sie nicht mehr alleine sein, wenn es dunkel ist; haben Angst das Baby könnte gestohlen werden. Manche haben Angst vor dem Verschlucken oder vor Krankheiten. Bei Einigen mischt sich die Verwandtschaft ein und gibt ungefragte Ratschläge. Manchmal stimmt eine bestimmte Konstellation in der Familie nicht. Der Name des Kindes stimmt nicht oder der Partner verhält sich nicht so wie gewünscht.

Es kann sein, dass mehrere Gründe zusammen spielen. Es ist wichtig, die Frauen ernst zu nehmen, Verständnis zu haben für ihre Situation und das ganze Gewühl Schritt für Schritt anzuschauen und zu entwirren.

Vor lauter Stress (Unsicherheit) ist es den Frauen nicht Möglich den Tag durchzustehen. Ein klein wenig Struktur kann hilfreich sein. Bereits mehr Schlaf ist Nervenstärkend. Durch ein Gespräch finden wir manchmal eine oder gleich mehrere Ursachen. Ein bisschen Anerkennung, ein Schulternklopfen, für das was die Frau leistet, kann Wunder bewirken. Unsicherheiten wie das Kontrollieren des Gewichts (ca. 100- 200 g pro Woche sollte das Baby zunehmen, täglich braucht es 150 ml pro Kilogramm  Körpergewicht oder ein Sechstel des Körpergewichtes ergibt die Tagesration). Manche Frauen hilft es wenn sie die Möglichkeit haben mit dem Baby raus zu gehen. Es ist Hilfreich ihnen zu zeigen, wie sie mit dem Wagen, der Tragehilfe alleine raus gehen können. Notfallpläne zu erstellen, was zu machen ist wenn das Baby schreit oder wenn es die Hosen voll macht wenn sie unterwegs ist. Überhaupt ist es wichtig zusammen anzuschauen wo Hilfe notwendig ist und wie Abhilfe geschafft werden kann. 

Das wichtigste ist es, eine Frau in ihren Ängsten und Unsicherheiten ernst zu nehmen.

Sonntag, 22. März 2015

Haptonomie

Haptonomie wird in Einzelstunden angeboten. Das Paar kommt immer zusammen. Was sehr wichtig ist für die Entwicklung des Babys. Es ist bereits im Körper der Mama und spürt ihre Gefühle und hört ihre Stimme die immer vom gleichen Ort kommt. Mit dem Papa lernt es, dass die Stimme aus verschiedenen Orten kommen kann. Durch die haptonomische Berührung wird der Bauch der Mama ganz weich, was sehr angenehm für das Baby ist. Durch die zärtliche, liebevolle Berührung des Papas, ist er die Sonne für das Baby - das kann er auch unter der Geburt für das Baby sein.

Jedes Baby ist verschieden und das bereits in der Gebärmutter. So gibt es Babys die machen viele Purzelbäume im Verlauf eines Tages, andere bewegen sich nur von Rechts nach Links. In der Haptonomie lernen wir das Baby einzuladen. Wir zeigen ihm wie es von einer Seite auf die andere kommen kann, wie es mehr zu Mamas Herz nach oben kommen kann oder nach unten. Auch zeigen wir den Kleinen wie sie sich in der Achse drehen können. Manche Babys haben dann Spass daran und bewegen sich in alle Richtungen, andere sind zögerlich. Mit der Haptonomie geben wir dem Baby die Möglichkeit auf unsere Berührung zu reagieren und sich selber bewusst wahrzunehmen.

Wenn der Kontakt zum Baby da ist, sehen wir das in den Augen der Mutter - sie leuchten. Ohne die Bereitschaft der Mama, kann kein Kontakt zum Baby aufgenommen werden. Es ist nicht möglich jemanden zu berühren ohne berührt zu werden.

Haptonomie ist eine Geburtsbegleitung. Durch die Berührung wird der Bauch weich, die Eltern lernen dem Kind den Weg zu zeigen die Frauen fühlen weniger Schmerz, der Geburtsweg ist durch die Entspannung weiter und die Geburt kann dadurch kürzer werden.

Es ist wie im Theater, wenn der Schauspieler die Aufmerksamkeit des Publikums gewiss ist, er präsent ist, kann er entspannt und locker sein Stück vortragen. Wie ist es wenn die Präsenz nicht da ist? So ist es auch bei der Geburt, da sollte die ganze Präsenz bei der Mutter und dem Baby sein, nicht bei der Maschine, der Uhr, dem Zeitdruck. Beide sollten getragen werden in der liebevollen bestätigenden Berührung der Haptonomie.

Auch nach der Geburt wird die Haptonomie mit dem Baby fortgesetzt. Das Baby konnte im Bauch mit der Nabelschnur spielen mit seinen Fingern und Zehen und sich in alle Richtungen bewegen. Nach der Geburt ist die Schwerelosigkeit weg und es ist darauf angewiesen, dass wir es bewegen. Wir übernehmen die Verantwortung, was ein Baby kann und was nicht. Wie schön ist es, wenn wir die Sicherheit und Geborgenheit die es im Bauch erfahren hat, ihm nun wieder zukommen lassen. Wir zeigen ihm, wie es sich drehen kann. In der Haptonomie fassen wir den Kopf des Babys nicht an, wir nehmen es so auf, dass es den Kopf selber tragen kann. Wir unterstützen das Baby in der Basis so dass es sich von der Vertikale selber tragen kann. Wenn ein Baby die Faust öffnet, ist das ein Zeichen für das Vertrauen in sich. Es fühlt sich Sicher.

Freitag, 20. März 2015

Eine Woche on tour

 Ohne große Vorbesprechung sind wir am Dienstag um 8.30 Uhr auf dem Fahrrad losgedüst zu unserem ersten gemeinsamen Wochenbett-Besuch. Was ich da noch nicht wusste ist, dass die kommenden sechs Tage eine echte Bereicherung für meine Ausbildung sein würden, und es mir nach dieser Zeit schwer fallen würde Abschied zu nehmen. Abseits vom Krankenhaus kann ich mich darauf zurück besinnen, wofür ich vor 1,5 Jahren die Ausbildung zur Hebamme angetreten hatte. Meine Motivation ist, die Frauen um die Geburt individuell darin zu unterstützen, die Antworten auf ihre Fragen und Probleme zu finden.

Sofort bin ich begeistert wie ressourcenorientiert Beatrice arbeitet. In jeder Situation findet sie einen positiven Anlass für Bestärkung, Ermutigung oder Verbesserung. Und sofort merke ich: sie arbeitet nicht um zu leben, sondern die Arbeit ist ihre Berufung.

Ich bin dankbar, dass ich so uneingeschränkt teilhaben darf an Beatrices großem Erfahrungs- und Wissensschatz, sei es in der Geburtsvorbereitung mit Paaren, im Wochenbett bei den Frauen zu Hause oder bei ihren Rückbildungskursen. Immer habe ich die Möglichkeit Fragen zu stellen, dumme gibt es dabei nie! Und ich darf Zürich bei schönstem Sonnenschein und mit täglich neuer Stadtführung in vollen Zügen „gnüassa“.

Ein ganz neuer Bereich für mich ist die Haptonomie. Als werdende Hebamme ist es toll, die Rührung der Väter zu erkennen, denen durch Beatrices Arbeit ermöglicht wird schon vor der Geburt Kontakt zu ihren ungeborenen Kindern aufzunehmen. Was für eine wunderbare Veränderung wäre es, wenn alle Väter diese Erfahrung machen könnten. Später bei der Geburt könnte diese Ressource im Kreißsaal hilfreich sein und den Vätern ermöglichen noch aktiver an der Geburt ihres Kindes teilhaben zu können, ihm sogar den Weg zu weisen.
Ich durfte Haptonomie auch an mir selbst erfahren (auch ohne Baby im Bauch) und bin sehr dankbar für das Aha-Erlebnis.

Und ich habe mir fest vorgenommen in meiner künftigen Arbeit jeder Frau im Wochenbett die von Beatrice gelernte Bauchmassage anzubieten.

Beatrice ist FREI-SCHAFFEND im besten Sinne! Sie teilt sich ihre Arbeit FREI ein und ist flexibel und omnipräsent immer dort wo sie gebraucht wird, orientiert an den Bedürfnissen der Frauen. Ich bin beeindruckt davon, wie Beatrice durch ihr Feingefühl immer erkannte, was jetzt wichtig ist, ganz unabhängig vom Alter des Kindes. Ihre offene Art den Frauen Raum zu geben ermöglicht über alles zu sprechen. Beatrice verabschiedet sich erst wenn alle Themen und Anliegen besprochen sind. Dabei switcht sie locker zwischen drei Sprachen (nein: vier!!, schwitzerdütsch nicht zu vergessen! Manchmal eine kleine Herausforderung für die dütsche Praktikantin..)

Beatrice stärkt das Vertrauen der Frauen in sich selbst bei jedem Besuch durch ihre Präsenz und Empathie. Die Familien unterstützt sie dabei den gemeinsamen Neustart mit Baby zu Hause gut zu meistern. Und sie SCHAFFT es, mit Rat und Tat! Den hohen Anspruch an ihre Arbeit habe ich auch daran erkannt, dass Beatrice die Grenzen der eigenen Arbeit kennt und im Zweifelsfall lieber einmal zu oft die Absicherung durch einen Arzt schätzt.

In sieben Stadtkreisen sind wir gemeinsam bei den Nachsorgen unterwegs. Auch was die Wahl des Verkehrsmittels angeht ist Beatrice flexibel: mal düst sie auf dem Fahrrad kreuz und quer durch die Stadt, immer mit der perfekten Route im Kopf, so manches Mal hätte sie mich fast abgehängt...aber meistens hat es sich angefühlt wie fliegen. Blieb mal etwas mehr Zeit wurde das Fahrrad kurzerhand geparkt und zu Fuß weiter marschiert.

Geliebt habe ich Beatrices kulinarische Geheimtipps „on the run/fly“, im Ausgleich zum Mitturnen bei den Rückbildungsübungen und den zurückgelegten Kilometern auf dem Fahrrad. Oft ist die Tram dann ein willkommener Ort der Erholung mit Zeit zum Diskutieren, Plaudern und Lachen.

Besonders berührt hat mich Beatrices Angebot den Geburtsfilm ihres Sohnes ansehen zu dürfen. Sehr interessant ist für mich, anhand des Filmes darüber zu sprechen, wie sie die Geburt erlebt hat, was ihr wichtig war und was im Rückblick gut gelaufen ist, oder was sie sich anders gewünscht hätte. Für mich ein echtes Geschenk!

Der schöne Abschluss meines Praktikums ist der Besuch im Anthroposophischen Spital von Richterswil. Ich würde mir für alle meine Kolleginnen wünschen, dass sie auch einmal diesen Vergleich zu klassischen Krankenhäusern anstellen und die ganzheitliche Sicht auf die Patienten erfahren dürfen.

Beatrice Perspektive und Arbeitsweise hat mich inspiriert und in meiner Berufswahl gestärkt. Ihre Begeisterung für die Arbeit ist wirklich ansteckend – nicht nur für mich als Hebammenschülerin sondern für alle die sie erleben! Ich starte mit neuer Energie und Motivation in die zweite Hälfte meiner Ausbildung.


Vielen Dank!!     Gloria

Donnerstag, 29. Januar 2015

Wie bringe ich mein Baby zum Schlafen

Heute habe ich zwei Frauen getröstet und ihnen gesagt, dass ihre Babys sie ausgesucht haben weil sie besonders geduldige Mamis sind.

Manche Babys brauchen viel länger als andere um Vertrauen zu haben loszulassen. Das heisst, sie müssen mehr getragen, getröstet und berührt werden, bis sie sich in den Schlaf fallen lassen können. Ich denke, dass so ein kleines Wesen sehr viel Sicherheit und Geborgenheit braucht. Auch brauchen manche Babys mehr Ruhe als andere. Es ist wichtig ihnen die zu geben.

Natürlich ist es sehr schwierig als Erstlings-Eltern das zu spüren. Manchmal muss man zuerst erfahren, dass es nur mit Hautkontakt und mit Nähe geht weil sonst das Baby und auch die Eltern, überhaupt nicht zum Schlafen kommen.

Heute habe ich ein Baby während einer ganzen Stunde beim Einschlafen begleitet. Es ist auf meinem Arm eingeschlafen. Dann habe ich es hingelegt und es ist wieder wach geworden. Ich habe ihm den Schnuller in den Mund gegeben und es ist wieder eingeschlafen. Nach kurzer Zeit hat es wieder den Schnuller verloren. Also habe ich ihm den wieder gegeben. Das hat leider nicht geholfen, die Kleine hat den Kopf von einer Seite zur Anderen gedreht. Also habe ich sie nochmals auf den Arm genommen bis sie wieder ruhig war. Dann habe ich sie so abgelegt, dass sie halb auf der Seite lag. Das hat ihr geholfen weil sie Begrenzung gespürt hat und sie mehr beschützt war. Trotzdem hat sie nach jeweils kurzer Zeit immer wieder die Augen geöffnet und Zeichen gegeben, als ob sie suchen würde. Dann habe ich jedes mal meine Hand auf ihre Hüften gelegt und sie ganz sanft gewiegt. Sie hat sich immer schnell beruhigt aber ich habe das bestimmt acht Mal innerhalb von dreissig Minuten gemacht. Endlich endlich ist sie tief und fest eingeschlafen so dass ihre Mama nach der Rückbildungsstunde das süsse schlafende Kindchen vorsichtig in den Kinderwagen legen konnte, wo sie sogar ohne aufzuwachen weiter geschlafen hat.

Von vielen Mamis habe ich erfahren, dass ihr Kind zu einer ganz bestimmten Zeit schläft und dass es wichtig ist diese Zeit einzuhalten. Ich kenne das auch von mir, habe ich diese Zeit überschritten, bin ich wieder wach manchmal sogar überstellig. So kann es bereits einem Baby gehen. Deshalb ist es wichtig zu beobachten und rauszufinden wie so ein kleines Wesen tickt. Manchmal hat ein Baby eine innere Uhr und da fängt die Nacht bereits um sieben Uhr an und nicht erst um elf Uhr Nachts oder umgekehrt.

Manchmal gebe ich den Tip wenn man ein schlafendes Kind hinlegt,  präsent zu bleiben zum Beispiel mit einer Hand auf dem Becken oder Bauch und sich dann ganz langsam zu lösen und mit dem Gefühl noch eine Weile präsent zu bleiben. Wenn dann das Baby nochmals Unruhe zeigt, genügt es meist das Bettchen leicht zu wiegen bis das Baby sich wieder beruhigt.

Da heutzutage fast alle Babys auf dem Rücken schlafen, fühlen sie sich oft einsam und ungeborgen. Das enge einwickeln in ein Tuch kann ihnen Helfen sich nicht so ungeschützt zu fühlen. Auch eine Rolle die man aus einem Frotté-Tuch macht und damit das Bettchen verkleinern kann, ist hilfreich. Die Rolle kann vorne beim Kopf sein und dann rechts und links bei den Armen begrenzen so wie ein "n" oder unter den Knien bis zu den Armen hoch, wie ein "u".

Es stimmt, alle Anderen können eurer Babys viel besser beruhigen. Aber nur deshalb, weil diese sich nicht beirren lassen, weil sie nicht mit den Kleinen leiden. Weil die manchmal entspannter sind und es nicht persönlich nehmen, wenn es nicht gleich klappt. Mit ein bisschen Uebung und Selbstvertrauen klappt es auch bei Erstlingseltern bald.

Montag, 12. Januar 2015

Besuch im Spital

Kürzlich habe ich eine Mutter im Kinderspital besucht.

Diesen Winter hat es einige Säuglinge mit dem RS Virus erwischt. Im leichtesten Fall ist es ein harmloser Schnupfen, aber wenn das Baby Husten muss und nicht mehr richtig Atmen kann, so dass es auch nicht mehr trinken kann, muss es in die Kinderklinik.

Das Baby ist sehr krank im Spital angekommen, es musste mit Sauerstoff und Medikamente die ihm die Atmung erleichtern, behandelt werden. Es bekam eine Magensonde weil es zu schwach zum Trinken war.  Mehr wie eine Woche waren Baby und Mami schon da, mittlerweile ging es dem Säugling wieder besser. Die Mama wäre gerne heim gegangen, aber die Kleine hatte noch eine Magensonde obwohl die Kleine bereits wieder an der Brust saugte.

Wir haben das Stillen zusammen angeschaut. Die Mama hatte das Gefühl, dass die Magensonde, jetzt da es dem Baby wieder viel besser geht, ein Stillhindernis ist und jedes mal nach einer Malzeit mit der Sonde schlechter an der Brust trinkt.  Zusammen haben wir eine Liste erstellt was das Baby jetzt noch vom Spital braucht und was die Mama geben kann und was nicht. Dann haben wir gesehen, dass die Kleine nur noch genügend Trinken muss und dass sie nicht an Gewicht verloren hat, seid sie im Spital ist. Sie ist wieder bei Kräften und atmet gut. Auf meine Unterstützung und die des Hausarztes konnte sie zählen, das Gewicht können wir kontrollieren. Durch meinen Besuch fühlte sich die Frau stark genug, ihren Wunsch: Heim zu gehen, überzeugend bei den Ärzten vorzutragen. Einen Tag danach durfte sie die Kleine heim nehmen.


Wenn das Stillen nicht klappt

Leider leider kommt es manchmal vor, dass es mit dem Stillen nicht klappt. Das kann sehr frustrierend oder traurig für die Mutter sein. Es gibt Frauen, die das sehr persönlich nehmen und sich als Versagerinnen fühlen. Manche behaupten, dass jede Frau stillen kann und durch diese Aussage ist eine Enttäuschung programmiert.

Die meisten Frauen müssen Hindernisse überwinden, bis es zum Klappen kommt. Anfangs sind es die empfindlichen Brustwarzen, manchmal die blutenden und schmerzhaften Brustwarzen die im Weg stehen. Manchmal ist die Brust zu hart so dass es ein Fassen fast unmöglich ist. Manchmal liegt es an der Form der Brustwarzen die wegschlupfen, sobald der Säugling danach schnappt. Das Handling ist auch nicht ohne; das Köpfchen so halten, dass es im richtigen Winkel zur Brust liegt im richtigen Moment, wenn das Baby den Mund öffnet, zur Brust führen ohne dass die Finger im Weg sind. Das muss zuerst geübt werden.

Aber auch wenn das alles klappt, kann auch noch das Baby Barrieren in den Weg legen. Manche Babys reagieren auf Berührung sehr empfindsam, so dass sie den Mund öffnen wenn sie nicht bei der Brust sind und in der Nähe der Brust ist der Mund wieder zu. Da ist es hilfreich das Köpfchen mit einem Tuch zu halten und nicht mit den Fingern, damit die Reize nicht zu stark sind. Es gibt auch Babys die einen zu kleinen Mund haben um an das Depot der Milch zu gelangen. Manche sind zu schwach und müssen zuerst aufgepäppelt werden damit sie genügend Kraft entwickeln um richtig Saugen zu können. Manche Babys schieben ihre Zunge zu wenig nach vorne so dass man ihnen auf die Lippen etwas Milch tröpfelt damit sie gezwungen werden diese mit der Zunge aufzufangen. Manchmal haben sie durch die Geburt zu viel Spannung auf dem Kiefergelenk oder an der Zungenmuskulatur. Einige haben einfach einen zu kleinen Mund.

Es gibt auch Babys die keinen leichten Einstieg ins Leben hatten die noch einige Tage im Spital bleiben mussten, die Anfangsprobleme hatten und deshalb später erst zur Mama an die Brust gehen konnten. Das muss kein Hindernis sein, aber es macht es ein bisschen schwieriger.

Wenn ich jetzt noch aufzähle wie die Psyche auf die Milchproduktion einwirkt, dass Stress manchmal hilft mehr Milch zu produzieren und manchmal auch das Gegenteil, dass das Umfeld stimmen muss, dass der Schlafmangel einen Einfluss haben kann, dann wird ersichtlich dass das Ganze eine sehr labile Sache ist.

Zusätzlich spielen auch noch die Hormone mit. Da jede Frau einen ganz eigenen Hormoncocktail hat. Manche Frauen haben unter der Geburt, oder danach viele Hormone bekommen haben oder überhaupt keine. Bei einigen Frauen ist der Milcheinschuss sofort da und andere brauchen wieder mehr Geduld. Einige Frauen bluten stark, manche kaum. Einige Frauen menstruieren einige Wochen nach der Geburt, andere warten Monate nach dem Abstillen auf ihre Menstruation. Sind viele fruchtbare Frauen zusammen, wird ihre Fertilität grösser. Umgekehrt wohl auch.

Die Anatomie der Brust, kann das Stillen erschweren, so ist eine weiche Brust schwieriger zu fassen aber auch eine zu harte Brust braucht viel Können um sie zu fassen. Manchmal liegen die Milchseen sehr tief, so dass weder das Baby noch eine Pumpe gross genug ist um optimal stimulieren zu können. Einige haben kleine Brustwarzenhöfe, manche grosse, ebenso verhält es sich mit der Warze selber.

Ich probiere die Frauen zu unterstützen und mit ihnen verschiedenes auszuprobieren damit es mit dem Stillen und der Milchproduktion klappt, aber manchmal ist der Aufwand extrem gross und nicht zu bewältigen. Für die Produktion einiger Milliliter Milch ist der Aufwand zu gross und die Zeit dafür könnte die Mama mit dem Baby besser investieren. Ich kann den Entscheid nicht abnehmen aufzuhören oder weiter zu machen. Manche Frauen sind zufrieden, das Baby ab und zu am Busen zu haben, andere wenn sie wenigstens ihre Milch abpumpen können und dem Baby mit der Flasche geben können. Manche Frauen müssen erfahren, dass es nicht an ihnen liegt, dass es mit dem Stillen nicht klappt, sondern am Baby. Auch gesunde glückliche Babys trinken manchmal nicht an der Brust.

Die Aussage: "die Natur hat die Frauen so gemacht dass sie ihre Babys ernähren können" stimmt nur bedingt. Nur wenn alles im Gleichgewicht ist, klappt es. Ich verstehe dass eine Frau Tränen vergiesst wenn es nicht klappt. Mutter sein heisst aber nicht Baby am Busen nähren. Viel wichtiger ist die Liebe, der Hautkontakt, die Zärtlichkeit. Keine Mutter darf eine andere Mutter verurteilen, wenn es mit dem Stillen nicht klappt. Auch das Flasche geben, das Baby im Arm halten, ihm in die Augen schauen und es nachher ganz nah an den Körper nehmen um auf den Rülpser zu warten kann sehr schön sein. Das werden euch eure Männer bestimmt bestätigen. Wenn das Baby die Flasche in den Mund nimmt und euch dankbar anlächelt, dann ist das eine wunderbare Belohnung und alle Zweifel schmelzen dahin.