Freitag, 29. März 2013

Gross-Spital gegen Kleinspital

Grosse Häuser sind oft Ausbildungszentren für Aerzte und Pflegepersonal. Somit sind sie auf dem aller neusten Stand. Das heisst, sie haben die neusten Einrichtungen, Maschinen und auch in der Forschung sind sie führend. Regeln werden streng eingehalten, es herrscht eine Hierarchie vom Unterassistenz-Arzt bis zum Chefarzt, von der Hebammenschülerin bis zur diplomierten Hebamme. Jeder und Jede fällt sein Urteil und der höchste hat das Sagen. Als allgemein Versicherte kommt man in den Genuss all dieser Personen wenn die Geburt nicht Normgerecht verläuft und es zu Komplikationen kommt.

Im kleinen Spital steht und läuft es mit der jeweiligen Leitung und mit den Personen die da arbeiten. Da  Regeln für viel weniger Personen gemacht sind, ist Individualität mehr möglich, dies auf der Seite von den Pflegenden wie auch bei den Gebärenden oder Wöchnerinnen. Selbst beim Essen ist eine höhere Qualität möglich, da das verteilen des Essens schneller vonstatten geht. Im kleinen Haus gibt es oft nicht alle Möglichkeiten der Pflege. Vielleicht ist die Neonatologie nicht vorhanden, Fachärzte sind nur beschränkt da oder auf Pikett in der Nacht. Dafür ist man nicht nur eine Nummer.

Deshalb sollte der Spital mit Bedacht gewählt werden. Im kleinen Haus bin ich eine Persönlichkeit die einen Abdruck hinterlässt, im grossen Haus wird mein Abdruck gleich von der nächsten Frau überdeckt. Dies passiert auch mit dem Neugeborenen.

Manchmal ist es sinnvoll sich von den Regeln leiten zu lassen. ,Aber wie kann eine Geburt, eine Frau ein Baby in eine Norm gepresst werden - hier finde ich Individualität viel wichtiger!

3 Kommentare:

  1. Liebe Beatrice,
    Du sprichst mir aus dem Herzen... Ich selber konnte nicht lange als dipl. Hebamme arbeiten - für mich stand aber ausser Frage, dass ich in einem kleinen Spital arbeiten wollte - aus eben genannten Gründen. Und zusätzlich aus dem Grund, weil ich als Hebamme da die Möglichkeit hatte, sowohl in SS-Kontrollen, im Gebärsaal und im Wochenbett zu arbeiten. Was mir selber einen ganzheitlicheren (und damit zufriedenstellenderen) Ansatz bot. Leider werden aber die kleinen Spitäler und vor allem Geburtsabteilungen zunehmend geschlossen (aktuell: Riggisberg :-( ) - und somit sehe ich mich damit konfrontiert, dass ich wohl doch einmal in einem *grossen Haus* werde arbeiten müssen, wenn ich denn mal wieder in meinen Beruf einsteigen kann. Leider! Komischerweise sind es ja meist einfach die Geburtsabteilungen, die abgeschafft und zentralisiert werden - und die anderen Abteilungen wie Chirurgie, Medizin (die eben auch für die ökonomisch denkenden und planenden Männer da sind) bleiben bestehen. Mir erscheint aber eine geburtshilfliche Grundversorgung in allen Regionen der Schweiz unerlässlich - dies wird aber mit der laufenden Politik grundlegend verändert und verhindert. Zum Nachteil von Mutter und Kind. In einigen Jahren wird es wohl nur noch zentralisierte, grosse Geburtshilfen geben (warst Du am Hebammenkongress 2006 in Montreux, als ein Gesundheitsökonom seinen Versorgungsplan vorstellte?) - und weil die Mütter aus den weiter gelegenen Regionen das Spital nicht mehr in nützlicher Frist erreichen können, wird es wohl noch mehr Einleitungen und geplante Kaiserschnitte geben :-(... Soweit mal mein Worst-Case-Szenario - ich hoffe aber immer noch ganz fest darauf, dass die Hebammen mit Hilfe von Familien (und Politikerinnen) eine Kehrtwende schaffen und eine Lösung finden werden. Und auf irgendeinem Weg wieder zurück finden zu der von Dir beschriebenen Variante... Liebe Grüsse * Céline.

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    1. Das hoffe ich auch. Eine Kehrtwende ruft immer eine andere hervor und so hoffe ich, dass auch das Interesse an einer natürlichen Geburt steigen wird. Herzliche Grüsse

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  2. Liebe Beatrice
    Dank der Internetseite www.pro-geburtshilfe-riggisberg.ch habe ich von deinem Blog erfahren und ihn gelesen. Ich bin mittendrin in dieser Frage der Gross und Kleinspitäler, weil ich momentan um die Geburtshilfe Riggisberg kämpfe.
    Es stimmt mich unendlich traurig, dass diese Abteilung evt. geschlossen wird.
    Doch natürlich denke ich vorallem an unsere (unvergässliche) Bootsfahrt auf dem Rhein von Stein am Rhein bis Schaffhausen. Herzliche Grüsse Verena Piguet (Vreni Lanz)

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