Mittwoch, 31. August 2011

Beratungstag

Wochenlang keine Telefonate und dann:

Bevor ich das Haus verlasse klingelt es. Eine Frau hat Blutungen, die letzte Geburt war vor mehr als einem Jahr, jetzt ist eine Woche nach Mens die Blutung. Ihre Gynäkologin ist in den Ferien. Wir sprechen darüber und meinen, dass sie ruhig noch abwarten kann, da ausser der Blutung die nicht besonders stark ist, keine Symptome sind. Ihre Gynäkologin ist nächste Woche wieder da.

Gleich danach - als ich schon fast die Haustür zugeschlossen habe - "klingeling". Eine Frau die mich von einer Geburtsvorbereitung kennt, hat ein kleines Kind das an einem nässenden Ausschlag leidet. Cortison hat sie schon mal probiert, aber jetzt hat der Arzt eine Salbe verschrieben, die wie auf dem Beipackzettel steht, nicht unter zwei Jahren angewendet werden soll, auch kann sie Hautkrebs auslösen. Verständlich, dass sie noch eine andere Methode ausprobieren möchte. Ich empfehle Viola tricolor (verdünnt) und Rosenwasser. Ueber lange Zeit zu verwenden, auch wenn der Ausschlag vermeintlich bereits abgeklungen ist. Sollte keine Besserung auftreten, wieder mit dem Arzt Kontakt aufnehmen.

Als ich nach einem Hausbesuch aufs Handy schaue, sehe ich, dass mir eine Frau auf der Combox eine Nachricht hinterlassen hat: "Eigentlich muss sie abstillen, aber das Baby nimmt den Schoppen nicht. Was ist zu tun, sie ruft mich später nochmals an."

Am Mittag ruft mich eine Freundin mit Partnerproblemen, verzweifelt an: wie und was ist zu tun.

Da das Wetter so schön ist, hüpfe ich schnell in den See. Beim Umziehen klingelt es: "zur Zwischenblutung sind jetzt noch Schmerzen dazugekommen." Jetzt empfehle ich den Gang zum Gynäkologen zur Stellvertretung und beruhige die Frau, dass dies nun wirklich ein Notfall sei und es abgeklärt werden müsse.

Abends daheim: Ruft mich die Frau mit dem Baby an, das die Flasche nicht nehmen möchte. Sie weilt in den Ferien und wir beschliessen zusammen, ohne Druck dem Baby täglich einmal die Flasche anzubieten und einfach mal beobachten wie es weiter geht. Daheim kann sie dann einen anderen (japanischen) Schoppenaufsatz probieren.

Ich weiss nicht, ob dies in den Sternen liegt, dass an einigen Tage Alle Fragen haben und dann wieder wochenlang nichts. Als Hebamme können wir solche Telefonate nicht verrechnen, es gilt einfach als goodwil. Ich freue mich, von "meinen" Frauen zu hören. Vorallem bin ich neugierig auf die Fortsetzung, was der Gynäkologe rausfindet, wann das Baby entschliesst die Flasche zu nehmen und ob die Haut sich bessert.




Dienstag, 30. August 2011

Der Körper und seine Signale

Während der Rückbildungskurse kann ich den Körper der Frauen sehr gut beobachten. Wenn eine Frau plötzlich die Uebungen nicht mehr gut macht, wenn sie ihren Bauch anstelle lockert, nach aussen anspannt,  hat sie ganz bestimmt Rückenschmerzen oder sie kann in der Nacht nicht mehr richtig schlafen wegen dem Baby.  Die Frauen haben kaum Tonus im Körper und können nur noch mit äusserster Anstrengung aufrecht stehen und sich dehnen.

Nach einigen Jahren Rückbildung sind mir diese Zeichen ein Spiegel für ihr Wohlbefinden. Das macht es auch immer wieder schwierig hier einen Aufbau durchzuführen. Die Frauen sind sehr dankbar wenn ich auf sie eingehen kann, wenn Verständnis für ihre Situation da ist. Nur schon, dass überhaupt jemand wahr nimmt, dass sie so erschöpft sind, ist für sie hilfreich. Ganz kleine Hilfeleistungen oder eine Uebung speziell für diese oder jene Frau, wird dankbar aufgenommen. 

Manchmal gibt es auch Mütter die anderen Müttern helfen. Die sehen, dass eine andere Frau noch mehr am Anschlag ist. Da wird auch mal ein Wagen geschoben mit zwei Babys drin, oder eine übernimmt das Baby damit die andere in die Therapie gehen kann. Manchmal gehen die Frauen nach dem Kurs noch in ein Café und Essen zusammen.

Solche Begegnungen sind heilsam und dann kann es vorkommen, dass nach einem Kursbesuch die Frau plötzlich aufrechter steht, dass sie ihren Bauch am Körper trägt und nicht mehr vor sich hinschiebt wie zu Zeiten der Schwangerschaft.

Montag, 29. August 2011

Gifte in der Umwelt

Erst durch die Schwangerschaft wird man zum Teil sensibel auf die Umweltgifte. Viele Frauen färben sich nicht mehr die Haare in dieser Zeit da diese Stoffe in ihren Körper dringen können und somit das Neugeborene schädigen. Einige Medikamente werden nicht mehr eingenommen. Zum Teil wird ein anderes Duschittel benutzt. Auch am Arbeitsplatz werden Gerüche anders wahrgenommen und diesen möchte man nicht mehr Ausgesetzt werden. Nach der Geburt wird das Baby nicht der verkehrsreichen Strasse ausgesetzt, vor Lärm wird es geschützt, es kriegt nur gesundes Essen, auf Zucker wird möglichst lange verzichtet. Alles was nicht natürlich ist wird von ihm fern gehalten.

Manchmal denke ich, es wäre gut immer für ein solches Ungeborenes oder Baby Verantwortung zu übernehmen, dann wäre die Natur mehr geschützt. Jedesmal wenn ich etwas in den Händen habe, denke ich daran, würde ich das auch verwenden, wenn ich ein Baby im Bauch hätte??

Eigentlich hat jeder immer ein Baby im Bauch weil wir zuständig für die Zukunft aller Kinder sind. Mit diesem Bewusstsein wären (würden) wir sorgfältiger umgehen. Vieles würde gar nicht begonnen werden und es würde mehr nach Alternativen gesucht werden, die weniger schädigen.

Ich merke, seit meine Kinder grösser sind, dass ich für mich aber auch für sie die Aufmerksamkeit  verloren habe. So lasse ich sie selber erfahren, welches Duschmittel ihnen liegt ohne dass ich bei ihnen auf das Etikett schaue. Ich bin nicht mehr so strikt, wie ich das vor einigen Jahren mit ihnen war. Eigentlich schade.

Montag, 22. August 2011

Impressionen

Vor drei Tagen:
Ein Mann den ich nur in Anzug kenne mit Kravatte kurzem frischgeschnittenem Haar und sehr formell. Läuft nun in T-Shirt kurzen Shorts mit flauschigem längerem Haar, Dreitagebart und dem dreimonatigen Baby am Bauch, fröhlich im Quartier, windelschleppend, herum.

Heute:
Mann in Anzug (trotz Hitze) schiebt Kinderwagen am Morgen früh zur Krippe.

Anderer Mann mit frischgebügeltem Hemd, 190 cm gross fährt und beugt sich tief übers Kindertrottinett; vor ihm steht sein vier jähriger Sohn, quitschend: "Bea, Bea, hoi" rufend. Daneben genau so flott unterwegs, der sechs jährige Bruder  der mir noch zuwinkt. Alle drei in bester Laune.

So kann auch Familienleben sein.

Donnerstag, 4. August 2011

Haarausfall

Etwa drei Monate nach der Geburt kann es zu einem Haarausfall kommen. Manchmal ist er so stark, dass man die Kopfhaut sieht. Manchmal verlierten die Frauen nur an der Stirnseite die Haare (Geheimratsecken).

Es gibt verschiede Gründe die zu einem Haarausfall führen können:

Einer ist der grosse Blutverlust während der Geburt. Durch den Mangel bekommen die Haare zu wenig Nahrung und fallen (meist nach 12 Wochen) aus. Ein einziges Mal habe ich eine Frau betreut die eine extreme und lange Blutung nach der Geburt hatte. Sie musste mit einigen Blutkonserven behandelt werden. Diese Frau hat danach all ihre Haare am Körper verloren, nur im Gesicht und auf dem Kopf sind sie glücklicherweise geblieben. Meist verlieren die Frauen die Haare auf dem Kopf. Manchmal ist dann die Kopfhaut sichtbar und den Frauen bleibt nichts anderes mehr als die Haare zu schneiden damit es nicht so stark auffällt.

Von vielen Frauen habe ich auch gehört, dass sie während der Schwangerschaft fast kein Haar verloren haben und dadurch einen viel dichteren Haarschopf bekommen haben. Nun nach der Geburt, wird dies wieder reguliert indem eine zeitlang vermehrt Haare verloren werden.

Hormonellbedingt entstehen die Geheimratsecken. Nach der Geburt ist alles Yin weg (das Baby) und die Mama ist vor allem Yang. Dies zeigt sich unteranderem auch einer Ueberhitzung des Körpers und mit dem verlieren der Haare.

Gottseidank ist dies eine zeitweilige Angelegenheit und irgendwann wachsen die Haare wieder nach. Ich empfehle einen grösseren Anteil Kieselerde einzunehmen um vorbeugen zu können. Dies kann in Form von Hirse und Hirseproduken sein, oder mit Nahrungsmittelergänzungen die es in Naturkostläden oder der Apotheke gibt. Manchmal empfehle ich die Einnahme des Schüsslersalzes "Silicea". Damit konnte ich einer Frau helfen die extremen Haarausfall hatte und sehr erschöpft war. Bei ihr wurde später auch noch Zöliakie festgestellt. Bei ihr konnte ich sehr gut mitverfolgen wie Silicea gewirkt hat.

Einmal war eine Frau bei mit in der Rückbildung mit ihrem dritten Kind. Sie hat mir eine lustige Geschichte erzählt. Gerade hat sie ihre extrem langen Haare geschnitten. Der Frisör hat sie gefragt ob er auch wieder eine Stufe rein schneiden soll, so wie jetzt die Haare sind. Sie hat gelacht und meinte, sie hätte nie eine Stufe schneiden lassen, die sei natürlich entstanden, durch den jeweiligen Haarausfall nach der Geburt ihrer Töchter.

Samstag, 23. Juli 2011

Als Begleitung zur Geburt

Letzten Monat durfte ich zwei Paare zur Geburt begleiten. Ich war nur als Begleitung dabei und hatte nicht die Verantwortung. Beide Paare haben einen Spital ausgesucht wo bereits ein ganzes Equipment für sie (theoretisch) da war.

Ich habe mich trotz Spital-Alltag mit diesen Paaren die ich von der Haptonomie (Geburtsvorbereitung) kannte, sehr wohl gefühlt.  Meine Aufgabe bestand eher darin sie zu coachen als einzugreifen. Da beide Male im Spital viel los war, waren wir fast die ganze Zeit alleine.

Diese Erfahrung, da zu sein, begleiten zu können und doch keine Verantwortung zu tragen ist sehr speziell. Ich habe - wie auch schon früher - bemerkt, dass dieses "Müssen" wenn man eine Geburt leitet sehr störend sein kann. Das ist im Spital zum Beispiel das Ableiten müssen der Herztöne, das immer wieder Dokumentieren müssen, das halbstündliche Positionwechsel, das stündliche Untersuchen, das Rapportieren, das Begründen müssen, das bereitmachen der Instrumente für die Geburt, das Infusion legen müssen, das sofortige Spritzen von Medikamenten nach der Geburt .... ect.

Dieses einfach "Dasein" und geschehen lassen, das Wissen, es ist alles ok und das auch weitergeben zu können, trägt -  finde ich - enorm zu einer entspannten Geburt bei.

Eine Geburt zu Hause mit einer Hebamme kann das bieten. Aber in einer Institution sind Parameter da die erfüllt werden müssen. Nur schon die Definition was physiologisch oder pathologisch ist. Da gibt es leider nicht mehr viel Spielraum. So sollte der Muttermund in einem vorgegebenen Zeitraster aufgehen ist dem nicht so, darf/muss bereits interveniert werden. Unter diesem Druck, der vorgegeben ist, kann eine normale Geburt gar nicht stattfinden ausser wenn der Zufall dieses Zeitraster erfüllt.

Selbst wenn das Paar nichts von diesem Raster weiss, ist es doch durch die zu betreuenden Personen fühlbar.

Diese zwei Paare und ich hatten Glück, dass wir überhaupt keinen Druck zu spüren bekommen haben. Erst als das Baby sichtbar war, ist bei der ersten Geburt die Hebamme erschienen: einmal pressen und das ganze Baby war geboren. Bei der anderen Geburt war es sehr ähnlich. Beide Frauen haben sehr schnell (unter sechs Stunden) geboren, was bestimmt auch der Haptonomie zu verdanken ist.  

Ich habe leider auch schon schlechtere Erfahrungen gemacht, so hat sich eine Hebamme unter Beobachtung gefühlt und war sehr unsicher durch meine Anwesenheit. Ein anderes Mal hat die Hebamme sich immer an mich und nicht an die Gebärende gewendet. 

Nebst dem Partner noch eine zusätzliche Person dazu zunehmen, kann sehr hilfreich sein wenn man sich nicht so wohl fühlt, Notwendig ist es nicht. 

Da in der Schweiz aber immer mehr Spitäler von der Spitalliste gestrichen werden und somit diese die Gebärabteilung schliessen, kann es leider zu Tagen kommen wo eine Hebamme mehrere Geburten zur selben Zeit betreuen muss. Auch habe ich schon von vielen Frauen gehört, dass selbst der Spital die Gebärenden abgewiesen hat weil sie nicht nur keine Kapazität, sondern auch keine Betten mehr hatten. Wenn da eine zusätzliche Person ist, die die Präsenz halten kann, tröstet und da ist, ist die halbe Geburt geschenkt.

Freitag, 22. Juli 2011

Neues Geschwisterchen

Mit der Geburt des zweiten Kindes, wird das erste Kind vom Babystatus verdrängt und muss fast von heute auf morgen die/der Grosse sein. Ich habe schon öfters beobachtet, wie das vor sich geht. Obwohl ein Elternpaar fast ein halbes Jahr Zeit hat ihr Aeltestes darauf vorzubereiten, ist die Ueberraschung gross.

Kürzlich habe ich mit einigen Müttern darüber diskutiert welcher Abstand wohl der Beste sei. Nun, da hat jede Frau etwas anderes gesagt. Die mit nur einem Kind, konnte sich keinen Abstand unter drei Jahren vorstellen - die Frau die zwei Kinder und zwei Jahren Unterschied , meinte dies sei Ideal und eine andere die vier Jahre Abstand hat, meinte, das sei ideal. Ich hingegen habe bei meinen Kindern noch mehr Abstand und finde das super. Einig waren wir uns, dass es für eine Mutter extrem anstrengend ist, wenn das Erste noch nicht laufen kann und bereits das Geschwisterchen da ist. Jede Variante hat Vorteile oder Nachteile.

Die Vorbereitung auf das Geschwisterchen ist vom Alter abhängig. Es gibt viele wunderbare Bilderbücher die veranschaulichen, was da auf sie zukommt. Ein solches Buch ist empfehlenswert. Gerade hat in Frankreich Catherine Dolto einen Preis für ihr Buch erhalten das sich damit auseinandersetzt.

Aber auch das Fördern der Selbständigkeit des älteren Kindes ist sehr wichtig. Treppenstufen selber nach oben zu klettern (egal ob auf allen vieren - wenn es kleiner ist - oder auf zwei Beinen an der Hand).      Kleinere Kinder sollten auch einen Rhythmus haben, so dass die Mama und später das Neugeborene bestimmt einmal im Tag während einem Stündchen Ruhe haben. Einem älteren Kind kann gezeigt werden, dass es für einige Zeit ruhig sein soll wenn es keinen Mittagschlaf mehr macht.

Vielleicht sind auch Besuche bei anderen Kindern eine Hilfe, um dem Kind zu zeigen, wenn ein Anderes in Mamis Armen ist, ist die Liebe von Mama trotzdem da. Natürlich ist es dasselbe wenn ein drittes oder viertes Kind sich anmeldet. Die Beziehung zum Papa sollte gefördert werden was manchmal auch natürlich geschieht.

Viel Zeit und Geduld ist hier gefragt. Auch nach der Geburt ist es sehr sehr wichtig, die älteren Geschwister in die Arme zu nehmen und ihnen so das neue Geschwisterchen zu zeigen. Wenn nicht der Papa anwesend ist, sollte noch eine zweite Bezugsperson da sein, die entweder beim Baby oder beim grösseren Geschwisterchen sein kann.

Eifersucht ist etwas natürliches. Wichtig ist dass keine Aggressionen zum Baby entstehen. Aber sollte einmal etwas passieren ist es wichtig ruhig zu bleiben und zu erklären dass das Baby nur ganz vorsichtig berührt werden darf. Kontakte zwischen den Geschwistern sollen gefördert werden je nach Alter aber immer unter Begleitung und so dass es möglich ist auf etwaige Reaktionen einzugehen.

Ich finde es auch sehr wichtig dass die Mama trotz Baby ab und zu mit dem älteren Kind alleine Spielt. Auch Besucher sollten sich Zeit für das grössere Kind nehmen und nicht nur Mama und Baby beschenken.

Bachblüten, Homöopathie und Kinesiologie können unterstützend Helfen dem älteren Geschwisterchen mit der neuen Situation besser umzugehen.