Samstag, 23. Juli 2011

Als Begleitung zur Geburt

Letzten Monat durfte ich zwei Paare zur Geburt begleiten. Ich war nur als Begleitung dabei und hatte nicht die Verantwortung. Beide Paare haben einen Spital ausgesucht wo bereits ein ganzes Equipment für sie (theoretisch) da war.

Ich habe mich trotz Spital-Alltag mit diesen Paaren die ich von der Haptonomie (Geburtsvorbereitung) kannte, sehr wohl gefühlt.  Meine Aufgabe bestand eher darin sie zu coachen als einzugreifen. Da beide Male im Spital viel los war, waren wir fast die ganze Zeit alleine.

Diese Erfahrung, da zu sein, begleiten zu können und doch keine Verantwortung zu tragen ist sehr speziell. Ich habe - wie auch schon früher - bemerkt, dass dieses "Müssen" wenn man eine Geburt leitet sehr störend sein kann. Das ist im Spital zum Beispiel das Ableiten müssen der Herztöne, das immer wieder Dokumentieren müssen, das halbstündliche Positionwechsel, das stündliche Untersuchen, das Rapportieren, das Begründen müssen, das bereitmachen der Instrumente für die Geburt, das Infusion legen müssen, das sofortige Spritzen von Medikamenten nach der Geburt .... ect.

Dieses einfach "Dasein" und geschehen lassen, das Wissen, es ist alles ok und das auch weitergeben zu können, trägt -  finde ich - enorm zu einer entspannten Geburt bei.

Eine Geburt zu Hause mit einer Hebamme kann das bieten. Aber in einer Institution sind Parameter da die erfüllt werden müssen. Nur schon die Definition was physiologisch oder pathologisch ist. Da gibt es leider nicht mehr viel Spielraum. So sollte der Muttermund in einem vorgegebenen Zeitraster aufgehen ist dem nicht so, darf/muss bereits interveniert werden. Unter diesem Druck, der vorgegeben ist, kann eine normale Geburt gar nicht stattfinden ausser wenn der Zufall dieses Zeitraster erfüllt.

Selbst wenn das Paar nichts von diesem Raster weiss, ist es doch durch die zu betreuenden Personen fühlbar.

Diese zwei Paare und ich hatten Glück, dass wir überhaupt keinen Druck zu spüren bekommen haben. Erst als das Baby sichtbar war, ist bei der ersten Geburt die Hebamme erschienen: einmal pressen und das ganze Baby war geboren. Bei der anderen Geburt war es sehr ähnlich. Beide Frauen haben sehr schnell (unter sechs Stunden) geboren, was bestimmt auch der Haptonomie zu verdanken ist.  

Ich habe leider auch schon schlechtere Erfahrungen gemacht, so hat sich eine Hebamme unter Beobachtung gefühlt und war sehr unsicher durch meine Anwesenheit. Ein anderes Mal hat die Hebamme sich immer an mich und nicht an die Gebärende gewendet. 

Nebst dem Partner noch eine zusätzliche Person dazu zunehmen, kann sehr hilfreich sein wenn man sich nicht so wohl fühlt, Notwendig ist es nicht. 

Da in der Schweiz aber immer mehr Spitäler von der Spitalliste gestrichen werden und somit diese die Gebärabteilung schliessen, kann es leider zu Tagen kommen wo eine Hebamme mehrere Geburten zur selben Zeit betreuen muss. Auch habe ich schon von vielen Frauen gehört, dass selbst der Spital die Gebärenden abgewiesen hat weil sie nicht nur keine Kapazität, sondern auch keine Betten mehr hatten. Wenn da eine zusätzliche Person ist, die die Präsenz halten kann, tröstet und da ist, ist die halbe Geburt geschenkt.

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