Dienstag, 22. Dezember 2009

Tagebuch einer Hebamme

Wenn ich an einem Tag mehrere Frauen (Familien) besuche, jede in einer anderen Wohnung mit einem anderen Schicksal mit anderen Problemen, habe ich am Abend das Gefühl mehrere Tage durchlebt zu haben. Jeder Hausbesuch hat eine andere Geschichte ein anderes Leben.

Auch bei den Geburten ist das so. Die Geburt eines Kindes ist etwas spezielles etwas einzigartiges und Zeuge zu sein vom Lebensanfang ist so immens, so grossartig, so platzeinnehmend im Erleben. Da läuft für einen Moment die Zeit in Zeitlupe.... ein Moment der im Leben nie vergessen wird.

Nun ist das aber ein Beruf, etwas das tagtäglich abläuft etwas ganz normales. Für mich ist das nie normal und auch wenn es eine Zeitlang täglich abgelaufen ist, war es immer etwas Besonderes. Ich verstehe die alten Hebammen, die nach jeder Geburt gegessen haben um die Energie die da bei der Geburt ablief, wieder aufzutanken. Das musste ich auch als Hebammenschülerin erleben: als ich ins Brot biss und auf die Uhr geschaut habe, habe ich bemerkt, dass ich vor einer Stunde schon hier gesessen bin und in ein anderes Stück Brot gebissen hatte.

Ich musste lernen, Energie laufen zu lassen, ohne mich hinreissen zu lassen. Den Moment zu spüren, das Besondere zu erleben und mich dann auch in meinem normalen unspektakulären Leben wieder zurechtzufinden. Die Geburt der Anfang eines neuen Lebens. Aber bei mir bleibt alles beim Alten.

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